Im Ländervergleich der Paritätischen Wohlfahrt schneidet die Stadt aber gut ab

Hamburg. In Hamburg sind rund 190 000 Menschen von Armut gefährdet. Das sind 2,4 Prozent weniger als 2005. Zu diesem Ergebnis kommt der Paritätische Gesamtverband, der gestern in Berlin seinen Bericht zur regionalen Armutsentwicklung vorgestellt hat. Demnach hatten 2005 noch 15,7 Prozent der Hamburger weniger als 60 Prozent des nationalen Durchschnittseinkommens zur Verfügung. 2010 ist ihr Anteil auf 13,3 Prozent gesunken. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Quote derer, die Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld beziehen, im gleichen Zeitraum von 13,4 auf 13,7 Prozent gestiegen ist.

Joachim Speicher, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Hamburg, erklärt dies damit, dass sich die Beschäftigungssituation in der Hansestadt in den vergangenen Jahren zwar etwas verbessert habe. Gleichzeitig gebe es aber immer mehr Menschen, deren Gehalt nicht ausreiche, um ihren Lebensunterhalt komplett selbst zu finanzieren, und die deswegen eine staatliche Aufstockung benötigten.

Zu einer relativen Verbesserung der Einkommenssituation hätten in Hamburg Beschäftigungsmaßnahmen wie Ein-Euro-Jobs beigetragen. Fielen diese künftig weg, steige auch der Anteil der Armutsgefährdeten wieder an. "Unsere Forderung ist deshalb ein öffentlich geförderter Beschäftigungsmarkt, wie ihn auch die Bundes-SPD will", bekräftigt Speicher. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass in Hamburg besonders viele Kinder in Hartz-IV-Haushalten lebten. Ihr Anteil liege mit 21,8 Prozent deutlich höher als der Bundesdurchschnitt von 15 Prozent. "Jedes fünfte Kind wird im schlimmsten Fall seiner Bildungschancen beraubt und damit später auch kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben."

Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) betont, dass man mit der Entscheidung des Senats, stärker in die Kinderbetreuung zu investieren, auf einem guten Weg sei, die soziale Spaltung zu bekämpfen. Besonders der Ausbau von Krippenplätzen verhelfe Kindern zu besseren Bildungschancen.

Im bundesweiten Vergleich steht Hamburg an vierter Stelle der Länder mit der geringsten Armutsgefährdungsquote. Die höchste Rate von Armutsbedrohten verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern (22,4 Prozent), die niedrigste hat Bayern (10,8 Prozent). Insgesamt leben in Deutschland zwölf Millionen Menschen unter der Schwelle zur Armutsgefährdung.