Berlin. Bundespräsident Christian Wulff hat den ehemaligen saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) zum Richter am Bundesverfassungsgericht ernannt. Müller, 56, tritt beim höchsten deutschen Gericht in Karlsruhe die Nachfolge von Udo Di Fabio an, der aus dem Zweiten Senat ausscheidet. Ende November hatte der Bundesrat Müller einstimmig zum Richter am Bundesverfassungsgericht gewählt. Er hatte im August sein Amt in Saarbrücken abgegeben. Die Union hatte das Vorschlagsrecht und war auf die Stimmen von SPD-Ländern angewiesen. Dort hatte es zeitweilig verstärkte Vorbehalte gegen Müller gegeben. Bevor Müller in die Politik wechselte, war er nach einem herausragenden Examen Richter und Lehrbeauftragter.

Der nach zwölfjähriger Amtszeit ausgeschiedene Verfassungsrichter Udo Di Fabio, 57, prägte die mündlichen Verhandlungen und Urteilsverkündungen durch pointierte und sprachlich oft akrobatische Ausführungen auf höchstem juristischem Niveau. In der Verhandlung über den EU-Reformvertrag von Lissabon fragte Di Fabio: "Man muss nüchtern betrachten: Wie viel Gestaltungsmacht hat denn dann noch der Bundestag?" Trotz der Bedenken Di Fabios: Am Ende billigte das Gericht den Lissabon-Vertrag. Doch in diesem Urteil von 2009 warnte das Bundesverfassungsgericht, dass die europäische Integration "nicht zur Aushöhlung des demokratischen Herrschaftssystems in Deutschland führen" dürfe.

Der vierfache Familienvater mit italienischen Wurzeln gilt als wertkonservativer Denker. Di Fabio war zunächst Verwaltungsbeamter, bevor er das Abitur nachholte und dann seine juristische Karriere startete. Bevor er Verfassungsrichter wurde, lehrte der Universitätsprofessor in München Öffentliches Recht. Bundespräsident Christian Wulff zeichnete Di Fabio bei der Verabschiedung mit dem Großen Verdienstkreuz aus.