Der Euro-Skeptiker und frühere BDI-Präsident sieht eine neue politische Heimat für die Liberalen

Berlin. Nach seiner persönlichen Enttäuschung über die FDP will der Wirtschaftsfachmann Hans-Olaf Henkel, 71, die Freien Wähler zu einer bundespolitischen Größe machen. "Ich sehe ein Riesenpotenzial für diese Partei", sagte Henkel, der aus Hamburg stammt, IBM-Manager und Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie war. Die Freien Wähler könnten eine "neue liberale Heimat" für enttäuschte FDP- und Unions-Mitglieder werden. Ein Mandat wolle er voraussichtlich jedoch nicht übernehmen, sagte Henkel. Die Partei wolle bei der Bundestagswahl 2013 antreten, sagte der Vorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger. Er sei froh, mit Henkel einen "Bündnispartner" dafür gefunden zu haben, der "ein ausgewiesener Kenner der Wirtschaftsszene" sei und es wage, "auch mal aus dem Mainstream herauszudenken". Gemeinsames Ziel sei eine solide europäische Finanzpolitik.

In der Politik der FDP finde er sich nicht mehr wieder, sagte Henkel. Die Partei habe mit dem Votum zum dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM beim Mitgliederentscheid ihren "liberalen Geist" aufgegeben und einer "Vergemeinschaftlichung der Schulden" zugestimmt. "Nach meiner Meinung hat sich die FDP selbst umgebracht."

Kritik an der Zusammenarbeit von Henkel mit den Freien Wählern, die im bayerischen Landtag vertreten sind, kam von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. "Erst die Pauli, jetzt der Henkel - Aiwanger macht die Freien Wähler zur Reste-Ecke für Politik-Irrläufer", sagte Dobrindt der "Passauer Neuen Presse". Die frühere CSU-Landrätin Gabriele Pauli war zu den Freien Wählern übergelaufen.