Bundespräsident wegen Aussagen seines Freundes weiter unter Druck

Hamburg/Berlin. Wegen eines Privatkredits von einem Unternehmer bleibt Bundespräsident Christian Wulff unter Druck. Neue Aussagen seines langjährigen Freundes Egon Geerkens lassen nach "Spiegel"-Recherchen den Schluss zu, dass das 500 000-Euro-Darlehen eigentlich von dem Unternehmer selbst kam. Wulff hat bislang beteuert, Kreditgeberin sei Geerkens' Ehefrau Edith gewesen. Im niedersächsischen Landtag droht zudem ein Nachspiel: Der Ältestenrat befasst sich am Dienstag mit dem heiklen Thema.

Egon Geerkens, 67, sagte dem "Spiegel", er selbst habe die Verhandlungen mit Wulff über den Kredit geführt. Er habe auch überlegt, "wie das Geschäft abgewickelt werden könnte". Außerdem beruhe die freundschaftliche Verbindung in erster Linie auf dem Verhältnis zwischen Wulff und ihm.

An der Frage, von wem das Geld für den Kauf seines Einfamilienhauses in Burgwedel stammte, hängt die Glaubwürdigkeit Wulffs. Er hatte 2010 im niedersächsischen Landtag bestritten, dass es eine Geschäftsbeziehung zwischen ihm und Egon Geerkens gegeben habe. Inzwischen hat Wulff bedauert, den Kredit damals nicht erwähnt zu haben.

Geerkens sagte nun dem "Spiegel", die Zahlung des Darlehens sei zwar über ein Konto seiner Frau erfolgt, für dieses Konto habe er allerdings eine Vollmacht. Die Rückzahlung der Darlehenssumme im Jahre 2010 sei auf ein Konto erfolgt, das ihnen beiden gehöre.

Bei dem Kredit wurde nach Aussage des Unternehmers eigens ein Weg gewählt, bei dem keine Namen auftauchen sollten. "Wir sind beide sehr bekannt in Osnabrück. Und ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt", sagte Geerkens. Daher sei ein anonymer Bundesbankscheck ausgestellt und Wulff übermittelt worden.

Wulff ließ über seine Anwälte erklären, der Kredit sei aus dem Konto von Frau Geerkens gedeckt worden. Das habe die Sparkasse Osnabrück bestätigt. "Herr Wulff hat zu keinem Zeitpunkt Anlass daran zu zweifeln, dass die Darlehenssumme ... aus dem Vermögen von Frau Edith Geerkens stammt."

Dafür, dass der ursprüngliche Eigentümer der Kreditsumme Egon Geerkens war, spricht laut "Spiegel" zudem ein weiterer Umstand: Als Egon und Edith Geerkens Mitte der 90er-Jahre heirateten, war er bereits vermögend, während seine Frau Angestellte seines Schmuckhandels war. Sie brachte Egon Geerkens zufolge "kein nennenswertes eigenes Vermögen" in die Beziehung ein. Zudem sei Gütertrennung vereinbart worden.

Die Grünen gingen nach dem neuerlichen Bericht auf Distanz zu Wulff. "Wenn die Darstellung von Herrn Geerkens stimmt, dann hat Herr Wulff im Landtag von Hannover nicht einmal formal die Wahrheit gesagt", sagte der Rechtsexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Jerzy Montag, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Das hört sich an, als habe man eine bewusste Umgehung geplant. Einen solchen Sachverhalt deckt die Erklärung des Bedauerns von Christian Wulff nicht ab."

Aus Sicht der Grünen ist ungeklärt, ob Wulff gegen das niedersächsische Ministergesetz verstoßen hat. Die SPD verlangt Antworten darauf, ob Wulff noch öfter in den Ferienhäusern der Unternehmer Carsten Maschmeyer und Egon Geerkens auf Mallorca und in Florida gewesen ist.