Generalbundesanwalt zuversichtlich bei Aufklärung der Mordserie

Karlsruhe. Bei den Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Neonazi-Terroristen setzt die Bundesanwaltschaft auf die Auswertung einer Festplatte mit zwei älteren Bekennervideos. Generalbundesanwalt Harald Range widersprach Berichten, wonach die Vorwürfe gegen die Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ins Wanken gekommen seien. Er sei "zuversichtlich, dass wir am Ende mit den Mitteln des Rechtsstaats diese Verbrechen aufklären werden", sagte Range gestern in Karlsruhe. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte über angebliche Schwierigkeiten bei den Ermittlungen berichtet. "Veröffentlichte Mutmaßungen anderer können die Ermittlungen der Wahrheit nur stören oder sogar vereiteln", sagte Range dazu.

Sein Stellvertreter Rainer Griesbaum, Leiter der Terrorismusabteilung, erhofft sich Fahndungsfortschritte von einer Computerfestplatte, die in dem ausgebrannten Haus der Gruppe gefunden und deren Dateien jetzt gerettet werden konnten. "Es gibt auf dieser Festplatte noch eine Menge an Beweismitteln, die uns weiterbringen werden."

Die gesicherten Versionen eines Bekennervideos ließen darauf schließen, dass das Trio spätestens seit 2001 den Namen Nationalsozialistischer Untergrund verwendet habe. Es seien 270 Gigabyte an Daten sichergestellt worden, so Griesbaum. "Lassen Sie uns das in Ruhe auswerten, bewerten und abgleichen."

Derzeit führt die Bundesanwaltschaft sieben Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit den Taten des NSU. Fünf Beschuldigte sind in Untersuchungshaft, darunter Beate Zschäpe, die gemeinsam mit den toten mutmaßlichen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt den NSU gegründet haben soll. Die Bundesanwaltschaft ermittle gegen Zschäpe aber auch wegen einer möglichen direkten Beteiligung an den Mordtaten und Sprengstoffanschlägen des NSU, so Griesbaum.

Range setzt weiter auf die Hilfe der Bevölkerung. Bislang seien 569 Hinweise eingegangen - "und das schwillt noch an". Er verurteilte die Motive der Terroristen. Aus den Taten spreche eine "Gesinnung, die Menschen nichtdeutscher Herkunft jedes Lebensrecht abspricht". Den Mord an einer Polizisten in Heilbronn erklärte Range damit, dass die Beamtin "als Repräsentantin der wehrhaften Demokratie für die Verteidigung unserer Grundwerte einstand". Er widersprach damit indirekt Berichten über eine Beziehungstat.