Berlin. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hat an die Wirtschaft appelliert, die wachsende Macht von Verbrauchern im Internet ernst zu nehmen. Dem Hamburger Abendblatt sagte Aigner, Unternehmen müssten sich darauf einstellen, dass ihre Produkte und Dienstleistungen im Internet wesentlich kontroverser diskutiert und kritischer durchleuchtet werden als bisher. Früher hätten sich die meisten Internetnutzer darauf beschränkt zu lesen, zu kaufen und zu buchen. "Heute nutzen immer mehr Verbraucher die zahllosen Möglichkeiten, Produkte und Leistungen kritisch zu bewerten und zu kommentieren. Bewertungsportale und Informationsforen werden weiter an Bedeutung gewinnen", so Aigners Einschätzung.

Nirgendwo werde die neue Macht des Verbrauchers so deutlich wie im Netz, sagte Aigner weiter. "Die Internetnutzer konsumieren nicht mehr nur, sondern sie bringen selbst Inhalte ein. Kein Unternehmen kann es sich leisten, diese Entwicklung zu ignorieren", mahnte sie an. Aigner wird heute bei den Bamberger Verbrauchertagen auftreten. In diesem Jahr steht die Konferenz unter dem Titel "Verbraucherrecht 2.0". Diskutiert werden Fragen zur Entwicklung des Verbraucherrechts, die digitale Medien betreffen.

Die Ministerin verwies auch auf den erfolgreichen Start des vom Bundesverbraucherministerium geförderten Internetportals "Lebensmittelklarheit.de", das die Verbraucherzentralen betreiben. Bereits 100 Tage nach dem Start des Portals waren mehr als 3800 Meldungen von Konsumenten eingegangen. "Viele Firmen, die das Projekt anfangs noch kritisiert hatten, nutzen jetzt die Chance zur Kommunikation mit kritischen Kunden und gehen auf ihre Anregungen ein." Nie zuvor seien Einkauf, Produktbewertung, Information und auch Kommunikation über Produkte so eng miteinander verknüpft gewesen wie mit der Entwicklung des "Web 2.0", so Aigner.