Behörden geben Fehler zu und kündigen weitere Festnahmen an

Berlin. Die Ermittlungen zur beispiellosen Mordserie von Neonazis in Deutschland weiten sich immer mehr aus. "Wir haben circa ein Dutzend Verdächtigte und Beschuldigte", sagt Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Die Zahl der offiziell Beschuldigten erhöhte sich seit Freitag von vier auf fünf. Weitere Festnahmen seien nicht ausgeschlossen. Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm sprach angesichts der vielen Fahndungspannen vor dem Bundestags-Innenausschuss von einer "Niederlage der Sicherheitsbehörden".

Neue Erkenntnisse gibt es auch zum Mord an der Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007: Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, sagte in Berlin, es habe wohl doch eine Verbindung zwischen Opfer und dem Zwickauer Neonazi-Trio Beate Z., Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gegeben. Die aus Thüringen stammende 22 Jahre alte Polizistin war in Heilbronn auf einer Festwiese mit einem Kopfschuss getötet worden. Fest steht auch, dass zuvor ein Familienangehöriger der Polizistin einen Gasthof in Thüringen anmieten wollte, doch stattdessen bekam ein Mann den Zuschlag, gegen den nun wegen der Neonazi-Morde ermittelt werde. Die Polizistin selbst habe von 2001 bis 2003 gegenüber dem Gasthof gewohnt. Das Lokal, so Ziercke, sei ein Treff für Rechtsextremisten gewesen. Auch sei 2007 ein Koch eingestellt worden, der denselben Geburtsnamen wie Beate Z. trägt. Bei dem Mord an der Polizistin handelte es sich möglicherweise um eine "Beziehungstat", sagte der BKA-Präsident.

Die Bundesregierung erwägt derweil eine Entschädigung von 10 000 Euro für die einzelnen Familienangehörigen der Mordopfer.