Stuttgart. Gut eine Woche vor der Volksabstimmung zum Bahnprojekt Stuttgart 21 können die Deutsche Bahn und die Befürworter des Milliardenbaus auf eine Mehrheit hoffen. Nach einer Umfrage im Auftrag des Südwestrundfunks (SWR) und der "Stuttgarter Zeitung" lehnen 55 Prozent der Befragten einen Ausstieg des Landes aus dem Bahnprojekt ab. 45 Prozent wollen für eine Aufkündigung der Projektfinanzierung stimmen. Die große Mehrheit (95 Prozent) will das Ergebnis der Abstimmung akzeptieren - egal, wie es ausfällt. Darunter sind gleichermaßen Gegner und Befürworter. Insgesamt zeichnet sich der Umfrage zufolge eine Abstimmungsbeteiligung von maximal 60 Prozent ab. In Stuttgart lag sie mit 60 Prozent am höchsten, in den ländlichen Regionen blieb sie darunter.

Die grün-rote Landesregierung ist bei Stuttgart 21 tief gespalten. Die Grünen um Ministerpräsident Winfried Kretschmann wollen den Bau des Tiefbahnhofs verhindern, die SPD ist mehrheitlich für das Projekt. Der Beliebtheit der Koalition beim Wähler tut das keinen Abbruch. Wäre am kommenden Sonntag wieder Landtagswahl, kämen die Grünen auf 29 Prozent. Sie hätten damit ihr Ergebnis bei der Landtagswahl Ende März um knapp fünf Punkte verbessert. Der Koalitionspartner SPD verschlechtert sich dagegen um rund einen Punkt auf 22 Prozent.

Die Bürger, die an Stuttgart 21 festhalten wollen, begründen das vor allem mit den hohen Ausstiegskosten. Kern des Projekts ist der Umbau des Stuttgarter Kopfbahnhofs zu einer unterirdischen Durchgangsstation. Zum Gesamtprojekt gehört auch der Ausbau der ICE-Strecke nach Ulm. Bahnchef Rüdiger Grube zeigte sich zuversichtlich, dass bei der Volksabstimmung keine Mehrheit gegen Stuttgart 21 zusammenkommt. Es sei außerdem fraglich, ob das nötige Quorum von einem Drittel der Stimmberechtigten zusammenkomme.