Unternehmer Harald Christ (SPD) mischt sich wieder ein. Er hat ein Buch über Bildung geschrieben

Berlin. Er gehörte zum Schattenkabinett von Frank-Walter Steinmeier vor der Bundestagswahl 2009, bei der Hamburger SPD war er Schatzmeister, doch eigentlich ist Harald Christ Unternehmer und Multimillionär. Aber die Politik lässt den früheren Geschäftsführer und Gesellschafter der Hamburger Kapitalanlagegesellschaft HCI Capital nicht mehr los.

Der 39-Jährige mischt sich wieder ein, diesmal mit einem Buch: "Deutschlands ungenutzte Ressourcen - Aufstieg, Bildung und Chancen für alle" heißt es und geht mit dem deutschen Bildungssystem hart in Gericht. Hier sieht der Ex-Banker den größten Handlungsdruck der Politik: "Wir müssen das zweigliedrige Schulsystem bundesweit durchsetzen", sagt Christ im Gespräch mit dem Abendblatt. Mit dem Bildungsföderalismus müsse Schluss sein. Wenn Deutschland im internationalen Bildungswettbewerb mithalten wolle, könne man sich nicht 16 Bildungssysteme leisten, so Christ. Bildungspolitik sei zudem die Grundlage für langfristigen Wohlstand. Die eigene Biografie hält der Sohn eines Opel-Arbeiters aus Worms angesichts der von ihm beschriebenen Bildungsmisere für auffällig. "Man kann nicht davon ausgehen, dass alle meinen Weg gehen können", sagt der Mann, dessen Vermögen auf 100 Millionen Euro geschätzt wird.

2009 hätte er bei einem Wahlsieg der Sozialdemokraten Bundeswirtschaftsminister werden können. Christ, der in Berlin und Hamburg lebt, will seine bildungspolitischen Forderungen allerdings nicht als Rückkehr ins politische Geschäft verstanden wissen. "Ich mache hier keine Bewerbung für ein Ministeramt", weist er aufkeimende Spekulationen zurück.

Aber dass ihn eine Gestaltungsaufgabe für die SPD schon reize, lässt Christ auch durchblicken. Die Sozialdemokraten hätten sich nach der Wahlniederlage 2009 gut entwickelt, "sie sind inhaltlich stark", lobt Christ seine Partei. Und wer soll aus Sicht des Unternehmers Kanzlerkandidat werden? "Ich verfolge diese Debatte intensiv", bekennt Christ. Man habe mit Steinmeier, Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück drei geeignete Kandidaten. Man müsse aber auch Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit im Blick behalten. Mit Rot-Grün in Berlin erarbeite dieser schließlich eine Art Blaupause für die nächste rot-grüne Koalition auf Bundesebene. Christ bleibt diplomatisch: Schließlich war es mit SPD-Fraktionschef Steinmeier einer der potenziellen Kandidaten, der Christs Buch gestern bei der Friedrich-Ebert-Stiftung vorstellte.