Kritische Stimmen von Linken. Rot-gelbe Option zurückgewiesen

Berlin. In der SPD beginnt in der Frage der Kanzlerkandidatur ein Kräftemessen der beiden Parteiflügel. "Peer Steinbrück verachtet die Partei und bezeichnet ihre Funktionäre gern als Heulsusen", sagte Juso-Chef Sascha Vogt dem "Spiegel". Steinbrücks Kandidatur "würde die SPD tief spalten, ein Großteil der Mitglieder stünde nicht hinter ihm", fügte Vogt hinzu. Steinbrück gilt als Vertreter des rechten Parteiflügels.

Auch der schleswig-holsteinische SPD-Landeschef Ralf Stegner warnte, die Partei dürfe sich nicht von einem "Medien-Hype treiben lassen und zu einer vorgezogenen Entscheidung für Flügelkandidaten kommen". Die Partei brauche nach der schwierigen Phase vielmehr einen Spitzenkandidaten, "der das Amt beherrscht, öffentliche Zustimmung gewinnt und die SPD in ihrem Gesamtprofil gut vertritt", sagte Stegner weiter.

Der dem rechten Parteiflügel zugehörige Seeheimer Kreis sprang dagegen für Steinbrück in die Bresche: Dieser sei "immer ein guter möglicher Kanzlerkandidat", sagte Seeheimer-Sprecher Johannes Kahrs "Spiegel-Online". Entscheidend sei, dass der ehemalige Finanzminister weit über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung finde. "Es geht um die Frage, wer es am ehesten schafft, die Bundesregierung abzulösen. Für alles andere gibt es Wahlprogramme und Parteitage", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete. Gleichzeitig mahnte Kahrs, die Debatte nicht weiter anzuheizen: "Der Parteichef hat gesagt, dass wir die Kanzlerkandidatur im Herbst 2012 entscheiden."

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel stellte erneut klar, dass es für eine Festlegung auf einen Herausforderer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch zu früh sei: "Entscheiden muss man das frühestens ein Jahr vor den Wahlen und nicht zwei Jahre davor. Die Menschen wollen doch jetzt keine Personaldebatte in der SPD, sondern dass wir uns um ihre Alltagssorgen kümmern", sagte er in der "Bild am Sonntag". Gleichzeitig bekräftigte er, sich grundsätzlich auch als Kandidat für geeignet zu halten. "Jeder Vorsitzende einer Volkspartei wie der CDU oder der SPD muss sich eine Kanzlerkandidatur zutrauen."

Die SPD hat Gedankenspiele aus der FDP über ein rot-gelbes Bündnis im Bund entschieden zurückgewiesen. "Ich sehe keinen Anlass, über eine Koalition mit der FDP nachzudenken", erklärte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann. Entwicklungsminister Dirk Niebel hatte zuvor im Abendblatt als zweiter ranghoher FDP-Politiker eine Koalition mit der SPD nicht ausgeschlossen: "Wenn die inhaltlichen Schnittmengen stimmen, ist ein Bündnis mit der SPD auch auf Bundesebene möglich." Allerdings sei die Koalition mit der Union die bevorzugte Option.