Linken-Vorsitzende Lötzsch: Keine Proteste gegen Benedikt XVI. im Parlament, aber davor

Berlin. Die in der kommenden Woche geplante Papstrede wird möglicherweise von einem großen Teil der Opposition boykottiert werden. Linke-Chefin Gesine Lötzsch versicherte, dass ihre Fraktion den Besuch des Papstes im Bundestag nicht mit Protestaktionen stören wird. "Wir haben uns in der Fraktion verständigt, dass wir das nicht wollen", sagte sie gestern. "Ich gehe davon aus, dass sich alle daran halten werden." Lötzsch rechnet aber damit, dass etwa die Hälfte der Abgeordneten der Sitzung am 22. September fernbleiben werden. Einige von ihnen würden sich an den Protesten außerhalb des Reichstagsgebäudes beteiligen. Der Fraktionsvorstand und die Parteivorsitzenden würden an der Bundestagssitzung mit dem Papst aber teilnehmen. Dies sei ein "Gebot der Höflichkeit", sagte die Linken-Vorsitzende. Auch bei SPD und Grünen wollen zahlreiche Abgeordnete nicht zu der Rede erscheinen. In der SPD hält man es für möglich, dass jeder vierte der 146 Parlamentarier der Rede fernbleibt, von den Grünen könnte es sogar jeder dritte sein. Die Zahl der abwesenden Abgeordneten könnte sich damit auf rund 100 belaufen. Der ehemalige SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel wies Kritik an der geplanten Rede des Kirchenoberhaupts im Bundestag zurück. "Er kommt ja nicht ungebeten, sondern alle Fraktionen haben dem zugestimmt", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". Außerdem habe der Papst auch schon vor anderen Parlamenten geredet.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) übte scharfe Kritik an der Haltung der Linken. "Die offene Ablehnung gegenüber dem Oberhaupt einer der großen Weltreligionen zeigt die wahre Intoleranz und Heuchelei der Linken", sagte die CSU-Politikerin der "Rheinischen Post" . Die Linkspartei spreche gerne von Toleranz und Offenheit, allerdings nur, wenn es ihr in den Kram passe, sagte Aigner.