Berlin. Genosse Erich Mielke war offenkundig sehr interessiert. Am 5. August 1970 erhielt der damalige Minister für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik eine Mitteilung von der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), den Auslandsspionen seines Ministeriums. Die Notiz beschäftigte sich mit dem damals abgetauchten Rechtsanwalt und Linksextremisten Horst Mahler und fand Eingang in die Akten von Mielkes Sekretariat. Dort ist sie seither unbeachtet geblieben. Die Information stammte offenbar von einem Spitzel bei der Berliner SPD. Die Quelle wollte erfahren haben, dass der inzwischen steckbrieflich gesuchte Anwalt am 23. Juli 1970 von einem "Pkw Typ Wartburg mit einer Regierungsnummer als Kennzeichen vom Flugplatz Schönefeld abgeholt wurde". Mahler habe sich in Begleitung einer Dame befunden, bei der es sich möglicherweise um die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof gehandelt haben könnte. Mahler war an Gründung der RAF 1970 beteiligt.

Allerdings befand sich Mahler Ende Juli 1970 gar nicht in Berlin, sondern - soweit das bisher rekonstruiert worden ist - in einem Terrorcamp in Jordanien. Trotzdem belegt der Eintrag in der aktuellen Debatte um Mahlers mögliche Tätigkeit als Informeller Mitarbeiter bei der Stasi ein wichtiges Detail: Mielke hatte offenkundig großes Interesse an dem Linksextremisten.

Nach verschiedenen Berichten soll Mahler bei einer Vernehmung durch Staatsanwälte eine Tätigkeit für die Stasi zugegeben haben. Die Ermittler hatten Mahler im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod des Studenten Benno Ohnesorg 1967 befragt.

Informationen der "Welt" allerdings deuten darauf hin, dass Mahler zwar Kontakte eingeräumt, eine bewusste Tätigkeit für die DDR-Auslandsspionage aber "vehement" bestritten habe. Der heute 75-Jährige sitzt seit Mitte 2009 wegen Volksverhetzung in Haft.