Verteidigungsminister de Maizière hat die ersten Freiwilligen der neuen Bundeswehr begrüßt

Berlin. Woher kommen Sie? Was haben Sie vorher gemacht? Wie lange bleiben Sie? Immer und immer wieder wiederholt Thomas de Maizière (CDU) diese Fragen in gut einer Stunde. Und jedes Mal schüttelt der Verteidigungsminister dabei einem jungen Mann die Hand. Fast alle der 158 Freiwilligen, die zum 1. Juli in die vierte Kompanie des Wachbataillons einrücken, stehen an diesem regnerischen Montagmorgen in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Wedding Schlange vor ihrem obersten Chef. Junge Männer in Trainingsjacken, Turnschuhen, Jeans, mit Ohrringen und nicht gerade armeetypischen Frisuren. Alle nennen ihren Heimatort, ihre Dienstzeit und kurz ihre Gründe: Sicherheit, Geld verdienen und Disziplin lernen wollen die meisten.

"Ich bin aus Neugier hier", antwortet der 19-jährige Jan Jaschinski aus Charlottenburg knapp. Vier Wochen nach dem Abitur sucht der junge Berliner "Distanz zur Schule", aber auch ein Stück Familiengeschichte. Sein Vater war Soldat, sein Opa auch, sogar sein Urgroßvater. Für 15 Monate hat er sich verpflichtet, eventuell will er danach auch bei der Bundeswehr studieren.

Nach 54 Jahren habe die Bundeswehr "aufgehört zu existieren als Wehrpflichtarmee", sagt de Maizière nach rund 100 Willkommensgrüßen. Der neue Freiwilligendienst dauert bis zu 23 Monate und wird deutlich besser bezahlt als der bisherige Wehrdienst. Unter den ersten Rekruten waren nur 44 Frauen, was gut einem Prozent entspricht. Der Frauenanteil bei der Gesamttruppe liegt bei neun Prozent, angestrebt sind sogar 15 Prozent.

Insgesamt gehören der Bundeswehr nun fast 14 000 freiwillig Wehrdienstleistende an. Rund 4800 hatten ihren Dienst bereits im ersten Halbjahr 2011 noch zu den alten Konditionen angetreten. Zudem verlängerten rund 5700 Wehrpflichtige ihren eigentlich sechsmonatigen Dienst.

De Maizière zeigte sich mit den Zahlen zufrieden. Für Oktober rechne er mit 1500 weiteren Neuverpflichtungen. Ob der neue Freiwilligendienst eine Erfolgsgeschichte werde, könne man aber erst in vier oder fünf Jahren beurteilen. "Alles in allem" blicke man jetzt aber auf erfreuliche Zahlen. "Wir müssen uns anstrengen, damit sie gut bleiben." Nach den Vorstellungen de Maizières sollen der Bundeswehr der Zukunft neben 170 000 Berufs- und Zeitsoldaten 5000 bis 15 000 freiwillig Wehrdienstleistende angehören.

Wem die strengen militärischen Umgangsformen nicht gefallen, kann in den ersten sechs Monaten die Truppe wieder verlassen; genauso hat auch die Bundeswehr das Recht zu kündigen. Rambos werden nicht gebraucht.

Aus der bisherigen Botschaft "Eine starke Truppe" hat de Maizère jetzt die Kernbotschaft "Wir. Dienen. Deutschland" gemacht. Das erste Wort soll den gemeinsamen Stolz herausstellen: "Wir sind ein Team, wir sind die Bundeswehr". Das Dienen stehe für die gute Sache, der sich Soldaten verpflichteten, und für die sie Anerkennung verdienten. "Und Deutschland ist unsere Heimat", erklärt de Maizière weiter, "dafür dienen wir - notfalls auch unter Einsatz unseres Lebens."