Bundesfamilienministerin will den Fußball nicht mit fremden Themen überfrachten

Hamburg/Berlin. In den Tagen vor der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen wird viel diskutiert über die Gleichstellung der Geschlechter im Sport, über die politische Kraft des Fußballs für die Integration, über die Sexualisierung der Nationalspielerinnen in den Medien. In den Sport, so der Tenor, schreibt sich immer auch das Politische mit ein.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder aber warnt vor einer Politisierung der Frauen-WM. "Die WM ist in erster Linie und vor allem ein großes Fußball-Fest. Ich halte wenig davon, den Fußball groß mit politischen Diskussionen zu überfrachten", sagte Schröder dem Hamburger Abendblatt noch vor Beginn des Mutterschutzes. Im Juli erwartet sie ihr Kind. Eines sei für die Ministerin, die auch für die Frauen in Deutschland zuständig ist, klar: Die WM werde mit Sicherheit eine noch größere Selbstverständlichkeit und Unverkrampftheit beim Thema Frauenfußball nach sich ziehen. Man müsse sich ja mal klarmachen, dass bis vor einigen Jahrzehnten Frauenfußball sogar noch verboten war, sagte die CDU-Politikerin. "Es sollen dann ja interessanterweise vor allem die ökonomischen Interessen der männlichen Sportfunktionäre gewesen sein, die zur Zulassung des Frauenfußballs geführt haben." Wenn man also eine politische Lehre daraus ziehen wolle, dann die, dass ökonomische Interessen und gesellschaftliche Modernisierung auch Hand in Hand gehen könnten, sagte Schröder.

Die familienpolitische Sprecherin der Grünen sieht das anders. Für Katja Dörner könne das Turnier auch ein "frauenpolitisches Sommermärchen" werden. "Gerade für junge Mädchen haben die Spielerinnen eine große gesellschaftliche Vorbildfunktion", sagte sie dem Abendblatt. Der Frauenfußball biete den Frauen in vielen Ländern der Welt eine Chance, sich zu emanzipieren. "Das Turnier in Deutschland trägt Bilder selbstbewusster Frauen in diese Länder." Wichtig sei aber, dass nach der Siegesfeier die Unterstützung der Frauen auch in den Gehältern von Spielerinnen und in der Stärkung der Frauenligen nachwirke, hob Dörner hervor.

Die am Sonntag beginnende WM stößt bei den Deutschen offenbar auf großes Interesse. Laut Umfrage des "Sterns" wollen 62 Prozent aller Befragten die Spiele im Fernsehen anschauen.