Innenminister eröffnet Cyber-Abwehrzentrum in Bonn. Angriffe auf Behörden steigen stark an

Bonn. Deutschland rüstet auf im Kampf gegen die immer bedrohlicheren Angriffe aus dem Internet. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) eröffnete gestern in Bonn ein nationales Cyber-Abwehrzentrum, das die Arbeit mehrerer Bundesbehörden gegen die Attacken aus dem Netz koordinieren soll. Angriffe auf Strom- oder Wasserversorgung, Kommunikation und Logistik könnten gigantische Schäden anrichten, warnte Friedrich. Extremisten und die organisierte Kriminalität nutzten das Internet für ihre Zwecke. Das neue Zentrum soll daher alles Wissen über die Attacken aus dem Netz bündeln und den Behörden sowie der Wirtschaft zur Verfügung stellen.

Die Bundesregierung sah sich auch durch die sprunghaft zunehmenden Angriffe auf deutsche Behördenrechner zum Handeln gezwungen. Von Januar bis September 2010 habe es 1600 Attacken gegeben, die meisten davon aus China, hatte es beim Verfassungsschutz geheißen. Im selben Zeitraum 2009 seien es noch 900 gewesen.

Dass das Internet immer stärker zum Tatort wird, zeigt auch die Kriminalstatistik 2010. Die Zahl der Straftaten im Netz ist danach im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von knapp 225 000 gestiegen. Bei rund 80 Prozent der Fälle handele es sich um Betrug - doch die Fälle von Daten-Ausspähung nahmen besonders stark um 32 Prozent zu.

Das Cyber-Abwehrzentrum in Bonn hatte zum 1. April mit zehn Mitarbeitern die Arbeit aufgenommen. Die Federführung hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), beteiligt sind außerdem das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Das Bundeskriminalamt, der Bundesnachrichtendienst und die Bundeswehr sind ebenfalls eingebunden. Die Einrichtung des Abwehrzentrums ist ein Eckpfeiler der im Februar von der Bundesregierung aus der Taufe gehobenen "Cyber-Sicherheitsstrategie".

Auch auf EU-Ebene wird der Kampf gegen die Cyber-Kriminalität verschärft. Die Innen- und Justizminister der 27 Mitgliedstaaten haben bereits beschlossen, eine Sondereinheit zum Kampf gegen Internet-Kriminalität einzurichten.