Tschechiens Präsident wirft Sudetendeutschen Unbelehrbarkeit vor. Die verwahren sich gegen Kritik

Augsburg/Prag. In den vergangenen Jahren sah es so aus, als könnten Prag und die Landsmannschaft der Sudetendeutschen sich annähern. Doch das 62. Pfingsttreffen der Heimatvertriebenen in Augsburg hat alte Gräben wieder aufgerissen.

Der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Pany, hatte zum Auftakt des Treffens auf die britische Königin Elizabeth II. verwiesen, die in Irland kürzlich Fehler Großbritanniens eingeräumt hatte. "Was hindert ein republikanisches Staatsoberhaupt wie den Präsidenten der Tschechischen Republik, solches oder Ähnliches in Richtung der vertriebenen und entrechteten Sudetendeutschen zu äußern?"

Der tschechische Präsident Vaclav Klaus reagierte empört. Er kritisierte daraufhin in einer Mitteilung, ausgerechnet in den Tagen des Gedenkens der grauenhaften Tragödie von Lidice eine Entschuldigung zu verlangen, sei Ausdruck von außerordentlicher Gefühllosigkeit und Unbelehrbarkeit. Das Dorf Lidice war von den Nationalsozialisten im Juni 1942 dem Erdboden gleichgemacht worden. 340 Menschen fielen diesem NS-Massaker zum Opfer.

Heftige Kritik kam auch von der tschechischen Opposition. Der Vize-Vorsitzende der Sozialdemokraten, Michal Hasek, wertete Panys Worte am Tag des Gedenkens in Lidice als "Frechheit, Dummheit, Provokation".

Der oberste Repräsentant der Sudetendeutschen, Bernd Posselt, sagte auf der Hauptkundgebung des Pfingsttreffens, er verstehe absolut nicht, warum Klaus "diesen Sudetendeutschen Tag in einer Art und Weise angreifen muss, die an die Zeit von vor 1989 erinnert". Klaus werde "als jemand in die Geschichte eingehen, der entscheidende Jahre verloren hat". Posselt verwies darauf, dass er im vergangenen Jahr in Tschechien zentrale Orte der Geschichte besucht habe. In Lidice habe er Blumen und einen Kranz niedergelegt, "um deutlich zu machen, wie verabscheuungswürdig es ist, dass dort Menschen ermordet wurden, nur weil sie Tschechen waren".

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bekundete die "uneingeschränkte Solidarität der bayerischen Staatsregierung" mit der Landsmannschaft der Sudetendeutschen.