Prüfbericht der Universität Heidelberg zu Plagiatsvorwürfen bei Doktorarbeit Ende Mai erwartet

Berlin/Heidelberg. Der Druck auf die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin wegen der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit wächst. Neuen Vorwürfen der Internetseite "VroniPlag" zufolge soll die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments "in erheblichem Ausmaß" abgeschrieben haben, ohne die Quellen korrekt zu nennen. Bis zum FDP-Bundesparteitag Mitte Mai in Rostock wird jedoch keine Klarheit erwartet, weil das offizielle Prüfverfahren der Universität Heidelberg voraussichtlich länger dauert.

Koch-Mehrin selbst wollte sich am Mittwoch auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Bei "VroniPlag" untersuchen selbst ernannte Plagiatsjäger die Dissertation der 40-Jährigen zum Thema "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik". Einem Zwischenbericht zufolge wurden bis Dienstag "auf 56 von 201 Textseiten Plagiatstellen nachgewiesen". Dokumentiert sind den Angaben der Internetseite zufolge "Textübernahmen aus insgesamt 15 verschiedenen Quellen". "Die zahlreichen textuellen Anpassungen der Plagiate sowie die Tatsache, dass Plagiate über die gesamte Dissertation hinweg zu finden sind, lassen darauf schließen, dass die Textübernahmen kein Versehen waren, sondern bewusst getätigt wurden."

Die Universität Heidelberg will ihre Prüfung der Vorwürfe bis Ende Mai abschließen. Uni-Sprecherin Marietta Fuhrmann-Koch sagte, die Untersuchung verlaufe "sehr engagiert und zügig". Allerdings müsse die gesamte Doktorarbeit sorgfältig überprüft werden. Deshalb sei auch nicht sicher, ob bis Ende Mai tatsächlich ein Ergebnis vorliege. Im Falle einer Erhärtung des Plagiatsverdachts müsse zunächst Koch-Mehrin angehört werden.

Der SPD-Innenexperte Sebastian Edathy forderte eine Erklärung Koch-Mehrins zu den Vorwürfen. Er sagte "Handelsblatt Online", Koch-Mehrin solle öffentlich zu den "gravierenden" Plagiatsvorwürfen Stellung beziehen. Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes wisse "ohne Zweifel, dass ein ausbleibendes Dementi nur zu ihren Ungunsten bewertet werden kann". "Insofern verwundert ihr Verhalten beziehungsweise kommt einem Eingeständnis durch Schweigen gleich", fügte der SPD-Politiker hinzu.