Koch-Mehrin selbst wollte sich am Mittwoch auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Bei „VroniPlag“ untersuchen selbst ernannte Plagiatsjäger die Dissertation der 40-Jährigen zum Thema „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“. Einem Zwischenbericht zufolge wurden bis Dienstag „auf 56 von 201 Textseiten Plagiatstellen nachgewiesen“. Dies entspreche einem Seitenanteil von 27,9 Prozent.

Berlin/Heidelberg. Der Druck auf die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin wegen der Plagiatsaffäre um ihre Doktorarbeit wächst. Neuen Vorwürfen der Internetseite „VroniPlag“ zufolge soll die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments „in erheblichem Ausmaß“ abgeschrieben haben, ohne die Quellen korrekt zu nennen. Bis zum FDP-Bundesparteitag Mitte Mai in Rostock wird jedoch keine Klarheit erwartet, weil das offizielle Prüfverfahren der Universität Heidelberg voraussichtlich länger dauert.

Koch-Mehrin selbst wollte sich am Mittwoch auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Bei „VroniPlag“ untersuchen selbst ernannte Plagiatsjäger die Dissertation der 40-Jährigen zum Thema „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik“. Einem Zwischenbericht zufolge wurden bis Dienstag „auf 56 von 201 Textseiten Plagiatstellen nachgewiesen“. Dies entspreche einem Seitenanteil von 27,9 Prozent.

Dokumentiert sind den Angaben der Internetseite zufolge „Textübernahmen aus insgesamt 15 verschiedenen Quellen“. Es lasse sich die Schlussfolgerung ziehen, dass eine „eklatante Verletzung wissenschaftlicher Standards“ vorliege. In dem Bericht heißt es weiter: „Die zahlreichen textuellen Anpassungen der Plagiate sowie die Tatsache, dass Plagiate über die gesamte Dissertation hinweg zu finden sind, lassen darauf schließen, dass die Textübernahmen kein Versehen waren, sondern bewusst getätigt wurden.“

Uni Heidelberg prüft „sehr engagiert und zügig“

Die Universität Heidelberg will ihre Prüfung der Vorwürfe bis Ende Mai abschließen. Uni-Sprecherin Marietta Fuhrmann-Koch sagte der Nachrichtenagentur dapd, die Untersuchung verlaufe „sehr engagiert und zügig“. Allerdings müsse die gesamte Doktorarbeit sorgfältig überprüft werden. Deshalb sei auch nicht sicher, ob bis Ende Mai tatsächlich ein Ergebnis vorliege.

Die Sprecherin verwies darauf, dass im Falle einer Erhärtung des Plagiatsverdachts zunächst Koch-Mehrin angehört werden müsste. Mit einer Art Zwischenbericht werde die Universität nicht an die Öffentlichkeit gehen. Vielmehr müsse das gesamte Prüfverfahren vorher abgeschlossen sein.

Der Sprecherin zufolge befasst sich federführend der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät mit dem Fall. In die Prüfung eingebunden sei die Uni-Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis. Dabei beschränke man sich nicht darauf, nur die im Internet kritisierten Stellen der Doktorarbeit nachzurecherchieren. Vielmehr stehe die gesamte Dissertation auf dem Prüfstand.

„VroniPlag“ hält Fall Guttenberg für schwerwiegender

Ein „VroniPlag“-Sprecher sagte der „Frankfurter Rundschau“, im Vergleich zum Fall des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) liege bei Koch-Mehrin sowohl wegen des geringeren Anteils der Plagiate als auch wegen der Art der Umsetzung eine andere Qualität vor: „Wenn wir das mit der Tour de France vergleichen, dann können wir sagen, dass wir Koch-Mehrin des Dopings überführt haben, während Guttenberg auf einem Motorrad davongefahren ist. Aber Doping führt auch zur Disqualifikation.“

Der Münchner Plagiatsexperte Volker Rieble hält den Entzug des Doktortitels von Koch-Mehrin für möglich. Der Professor für Arbeitsrecht sagte dem Berliner „Tagesspiegel“, es gebe „eine ganze Reihe von Stellen, bei denen zitatlos abgeschrieben worden ist“. Die Entscheidung treffe aber die Heidelberger Fakultät , die dabei einen eigenen Beurteilungs- und Ermessensspielraum habe.