Der designierte FDP-Bundesvorsitzende will Vertrauen zurückgewinnen und die Partei inhaltlich wie personell erneuern

Braunschweig. Als ironischer, fröhlicher, junger Politiker hat Philipp Rösler Karriere gemacht, aber die erste neue Botschaft zur Person setzte der 38-Jährige am Sonnabend beim Landesparteitag der Niedersachsen-FDP schon durch seine Redeweise. Fast leise, betont langsam formulierte der designierte Bundesvorsitzende, was die eigene Partei von ihm zu erwarten hat: "Meine Kandidatur für den Bundesvorsitz ist nur ein erster Schritt für eine personelle und inhaltliche Neuaufstellung der Partei."

Und als sei das nicht deutlich genug, schiebt der Bundesgesundheitsminister mit Blick auf den Bundesparteitag in Rostock Mitte Mai noch einen Satz nach: "Weitere Schritte müssen und werden auch folgen.". Ob damit Wirtschaftsminister Rainer Brüderle gemeint ist, die Fraktionschefin im Bundestag, Birgit Homburger, oder sogar Noch-FDP-Chef Guido Westerwelle als Außenminister, darüber schwieg sich der Noch-Landesvorsitzende Rösler in Braunschweig freundlich aus.

Aber die Abgrenzung von seinem Vorgänger als Parteichef betrieb er nicht nur im Stil. Westerwelles wichtigstes und gebetsmühlenartig vorgetragenes Thema waren stets schnelle Steuersenkungen, Rösler aber schlug hier am Rande des Delegiertentreffens einen neuen Pflock ein: "Wenn wir im Mai eine Steuerschätzung bekommen, die besser ausfällt als erwartet, dann bin ich dafür, dieses zusätzliche Geld in die Haushaltssanierung zu stecken."

Offen äußerte Rösler auch sein Erschrecken darüber, dass die FDP eben nicht nur in der Wählergunst hinten liegt, sondern von allen Parteien die niedrigste Glaubwürdigkeit hat: "Glaubwürdigkeit bekommt man durch Berechenbarkeit, Verlässlichkeit und Entschiedenheit." Und dann bricht doch noch einmal der Jungpolitiker durch, dem es immer darauf angekommen ist, auch Stimmung zu verbreiten. Von seinem Vater, so Rösler, habe er gelernt: "Wer sich selbst zum Würstchen macht, der darf sich nicht wundern, wenn er verspeist wird. Aber wir Freie Demokraten werden uns nicht verspeisen lassen." Dass gilt wohl auch für ihn persönlich, in Braunschweig pochte er deutlich auf sein Recht als Parteichef und Vize-Kanzler, den Kurs der liberalen Minister zu bestimmen. Aber auch solche Sätze sagte er betont unaufgeregt, nicht wie einer, der nach einem Amt greift, sondern eher wie jemand, der sich der Macht dieses Amtes bereits sicher ist.

In seiner letzten großen Rede als Landesvorsitzender kam die politische Konkurrenz praktisch nicht vor, sieht man davon ab, dass er marktwirtschaftliche Ansätze bei der energetischen Sanierung von Gebäuden allemal grünen Zwangsmaßnahmen vorzieht. Es gehe, sagt der Kandidat ein weiteres Mal, um die Glaubwürdigkeit und darum, einen eindeutigen Kompass zu haben, die Alltagsorgen der Menschen ernst zu nehmen: "Wir müssen uns inhaltlich nicht neu erfinden."

Kaum 30 Minuten dauerte Röslers Rede, danach gab es Standing Ovations, zahllose gute Wünsche für den schwierigen neuen Job in Berlin. Immer wieder musste Rösler für Handy-Fotos mit Delegierten posieren. Es sind vorzeigbare Bilder: Schließlich steht künftig einer der Ihren an der Spitze der Bundespartei.