Energie-Wende nach dem Wahl-Flop. In Fukushima wird weiter Plutonium freigesetzt

Berlin/Tokio. Nach den Wahldebakeln in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vollziehen die Liberalen einen überraschenden Schwenk in der Atompolitik. Die Kernenergie habe ihre öffentliche Akzeptanz verloren, und darauf müsse man reagieren, sagte FDP-Generalsekretär Christian Lindner. Seine Partei wolle daher schneller als bisher geplant aus der Kernenergie aussteigen. Lindner forderte, die im Rahmen des Atom-Moratoriums für drei Monate stillgelegten acht Alt-Meiler auf Dauer abzuschalten. Damit provozierte er aber Unmut in der Union.

Im havarierten japanischen Atommeiler Fukushima läuft weiter Wasser mit dem hochgiftigen Plutonium aus. Offenbar stammt es aus dem geborstenen Kern von Reaktor 3. Die Regierung erklärte, sie sei "in höchster Alarmbereitschaft", die Lage sei "sehr ernst". Die Opposition in Tokio verlangte, die Evakuierungszone angesichts der neuen Entwicklung noch weiter auszudehnen. Betroffen wären weitere 130 000 Menschen. Bislang wurden 70 000 Menschen in Sicherheit gebracht.

Heute Abend soll sich der Wind, der radioaktive Partikel bislang auf den Pazifik hinausgeweht hatte, südwärts drehen. Die Radioaktivität könnte damit auf die Hauptstadt Tokio zugeweht werden. In der Metropolregion leben 35 Millionen Menschen.