Weiter Streit um E10-Benzin. Verbraucherschützer bemängeln Informationspolitik der Regierung

Berlin. Nach dem Gipfeltreffen zu dem umstrittenen Kraftstoff E10 herrscht weiter Verunsicherung um das neue Ökobenzin. Während Bundesregierung und Mineralölwirtschaft weiter an der Einführung des von den Autofahrern verschmähten Benzins festhalten und sich zufrieden mit der beschlossenen Informationsoffensive zeigten, reagierten Verbraucherschützer enttäuscht - vor allem weil für sie weiter unklar ist, wer für einen Motorschaden durch den Ökosprit aufkommt.

E10 enthält mit zehn Prozent Ethanol doppelt so viel von dem Bio-Kraftstoff wie herkömmliche Benzinsorten. Knapp zehn Prozent der Autos in Deutschland vertragen den neuen Sprit nicht. Welche Autos das sind, geht auch aus einer Liste der Deutschen Automobil-Treuhand (DAT) hervor, die im Internet etwa beim ADAC oder auf der DAT-Homepage einsehbar ist und künftig auch an allen Tankstellen ausliegen soll. Darin sind alle Automarken alphabetisch aufgelistet und mit einem Hinweis auf Tauglichkeit versehen. Während bei neueren Autos fast alle Modelle für E10 geeignet sind, wird bei älteren Varianten oft nach Baujahr, Hubraum oder Leistung unterschieden. Auch hierüber bietet die DAT-Liste einen Überblick. Auch die Telefonnummern aller Hersteller sind für Rückfragen verzeichnet.

Die Aussagen der DAT-Liste sind laut Autoindustrie rechtsverbindlich - also eine Garantie für den Kunden, dass sein Auto auch mit E10 läuft, wenn das dort nicht ausgeschlossen ist. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) allerdings erklärte, er teile die Einschätzung nicht, dass die DAT-Listen rechtsverbindlich seien. Aus ihnen alleine ließe sich für Verbraucher kein Schadenersatzanspruch ableiten, sagte ein Sprecher. Schließlich existiere kein Vertrag zwischen der DAT und dem Autofahrer, sondern zwischen dem Hersteller und seinem Kunden. Zudem seien viele Hinweise auf der Liste noch zu allgemein.

Ebenfalls kamen Zweifel daran auf, ob die von dem Benzingipfel beschlossene Informationsoffensive reicht, um Autofahrer für E10 zu begeistern. Zuletzt hatten sie das neue Biobenzin massenhaft gemieden. Die Gipfelteilnehmer hätten "letztlich nur ein ,weiter so' mit mehr Broschüren vereinbart", erklärte der Leiter Verkehrspolitik beim Auto Club Europa (ACE), Matthias Knobloch.