Nur so könne der CO2-Ausstoß um 80 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken

Brüssel. Die Wirtschaft in Europa muss nach Berechnungen der EU-Kommission in den kommenden Jahrzehnten gigantische Investitionen für den Kampf gegen den Klimawandel aufbringen. Bis 2050 müssten jährlich 270 Milliarden Euro in den Abbau des schädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) gesteckt werden, heißt es in einem Entwurf des Fahrplans der EU-Kommission zum Klimaschutz, der gestern beschlossen wurde. Binnen 40 Jahren wäre das die kaum vorstellbare Summe von 10,8 Billionen Euro. Sie müssten ausgegeben werden für Umstellungen in der Industrie, die Sanierung von Gebäuden oder klimaschonende Kraftfahrzeuge.

Die Kommission stellte erstmals eine Kalkulation zum Investitionsbedarf für das Ziel der Europäischen Union an, bis zum Jahr 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß um 80 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Dieser Beitrag der EU wäre notwendig, um die umweltschädliche Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Doch da es noch immer kein international rechtlich bindendes Reduktionsziel bis 2020 gibt, ist das EU-Fernziel im Klimaschutz bisher nicht mehr als eine Absichtserklärung.

Der Kampf gegen den Klimawandel kommt nicht nur auf globaler Ebene mühsam voran, auch in der EU wächst die Front der Ablehnung seitens der Industrie gegen verbindliche Vorgaben. Mit ihrem gesetzlich abgesegneten Plan zum CO2-Abbau um 20 Prozent bis 2020 übernahm die EU einst die Rolle der Vorreiterin im Klimaschutz. Doch mangels vergleichbarer Zusagen in den konkurrierenden Weltregionen will die Mehrheit der Staaten und auch der EU-Kommissare keine neuen Verpflichtungen eingehen. Klimaschutz-Kommissarin Connie Hedegaard wie auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) beißen mit ihrer Forderung einer festen Zusage der EU über 30 Prozent Treibhausgasreduktion bis 2020 bisher auf Granit.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger will den Regierungen nun zwei Jahre Zeit geben, bei der Umsetzung ihrer Versprechen ein gutes Stück voranzukommen. Sollte das Ergebnis Ende 2013 erneut ernüchternd ausfallen, wird laut Oettinger "die zweite Raketenstufe gezündet" und ein rechtsverbindliches Effizienzziel vorgeschlagen, wie er der "Welt am Sonntag" sagte. Ob Energiekonzerne, Industrie, Staat, Verbraucher oder Bauern - die Einsparpläne betreffen alle.