Verbände halten 5000 Euro pro Missbrauchsopfer für unangemessen niedrig

Berlin/Osnabrück. Trotz der Kritik von Missbrauchsopfern unterstützt die schwarz-gelbe Koalition das Entschädigungsangebot der katholischen Kirche. Die stellvertretende Unionsfraktionschefin Ingrid Fischbach (CDU) sprach von einem "wichtigen Grundstein für die Anerkennung von Unrecht und Leid". Die Zahlungen seien eine Möglichkeit, das geschehene Unrecht und das Leid der Opfer anzuerkennen. "Diesem Anspruch wird die im vorgelegten Konzept konkret genannte Summe von 5000 Euro gerecht." Der Kirchenbeauftragte der FDP-Bundestagsfraktion, Stefan Ruppert, bezeichnete das Angebot als "ersten Schritt in die richtige Richtung". Er lobte das Angebot als beispielhaft für andere betroffene Institutionen.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte eine Summe von bis zu 5000 Euro für jedes minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch in Aussicht gestellt. In besonders schweren Fällen will die Kirche darüber hinaus die Kosten für Therapien übernehmen. Zu dem Angebot der Bischofskonferenz gehört auch ein Präventionsfonds mit einem Volumen von 500 000 Euro.

Opfervertreter hatten deutlich höhere Summen gefordert, und auch der Weiße Ring reagierte empört auf das Angebot. "Eine Entschädigung von 5000 Euro steht in keinem Verhältnis zum erlittenen Leid", sagte die Vorsitzende der Opferorganisation, Roswitha Müller-Piepenkötter, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Die Summe muss den Opfern wie eine Verhöhnung erscheinen." Auch Kinderhilfe-Vorsitzender Georg Ehrmann kritisierte die geplanten Entschädigungen als "unbefriedigend". Der eigentliche Skandal sei aber der politische Stillstand am runden Tisch der Bundesregierung. Während die Kirche zumindest ein Angebot vorgelegt habe, "ist eine Entschädigungsregelung für Missbrauchsfälle in Schulen, Heimen, Vereinen oder in der Familie trotz einjähriger Beratungen nicht ansatzweise erkennbar", beklagte Ehrmann.