Kosovare bringt zwei US-Soldaten um. Die Hintergründe der Bluttat in Frankfurt/Main bleiben zunächst unklar

Frankfurt/Main. Der dunkelblaue Bus des US-Militärs steht vor dem größten deutschen Flughafen. Planen sollen den Blick in das Fahrzeug vor dem Ausgang 9 von Terminal 2 verhindern. Rot-weißes Tatort-Band flattert im Wind.

Gegen 15 Uhr hat hier ein 21 Jahre alter Mann neun Schüsse aus einer Pistole auf ein gutes Dutzend US-Soldaten abgefeuert und zwei Menschenleben ausgelöscht. Seine Opfer: der Busfahrer, der an seinem Platz am Steuer stirbt, und ein Soldat. Zwei weitere Angehörige der US-Armee verletzt der Todesschütze mit Schüssen in Kopf und Brust schwer, bevor er die Flucht ergreift. Wenig später überwältigen Bundespolizisten ihn im Flughafengebäude und nehmen ihn fest. Die Tatwaffe hat der Mann noch bei sich.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP hat der 21-Jährige auf dem Flughafen gearbeitet. Die Soldaten in dem Bus, Militärpolizisten der Luftwaffe, waren auf dem Weg von ihrem Stützpunkt in England nach Afghanistan oder in den Irak. Der Bus sollte sie von Frankfurt zur US-Airbase Ramstein (Rheinland-Pfalz) bringen.

In den Stunden nach den Schüssen fließen die Informationen spärlich, aber manches spricht für einen Anschlag. Der Todesschütze hat nach Erkenntnissen der Polizei Wurzeln in der Stadt Mitrovica im Nordkosovo, lebte aber in Frankfurt. Ein im Kosovo lebender Onkel des Täters sagt in einem Interview, der 21-Jährige sei ein gläubiger Muslim und in Deutschland aufgewachsen. Berichte, nach denen der Todesschütze vor dem Blutbad auf Arabisch "Gott ist groß" gerufen haben soll, bestätigen die Ermittler nicht; ebenso wenig einen Bericht von "Spiegel Online", die Behörden gingen von einem gezielten Angriff aus und der Täter habe größere Mengen Munition bei sich gehabt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama reagieren tief betroffen auf die Bluttat und sprechen den Angehörigen ihre Anteilnahme aus. Er sei "betrübt und empört über dieses Attentat", sagt Obama im Weißen Haus. Seine Regierung werde keine Mühen scheuen, um herauszufinden, wie und warum sich der Anschlag ereignet habe. Merkel versichert, die Bundesregierung werde alles tun, um die Hintergründe schnell zu klären. Auch die Regierung des Kosovo verurteilt das Blutbad. Sie sei tief berührt über "diese mörderische Tat eines Kosovaren", heißt es in einer Erklärung.

War es tatsächlich ein Terroranschlag? Oder die Tat eines geistig verwirrten Mannes? Es sei "im Moment nichts auszuschließen", sagt Hessens Innenminister Boris Rhein, der an den Tatort geeilt ist, um sich ein Bild von der Lage zu machen. "Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob das einen terroristischen, einen dschihadistischen, einen islamistischen oder einen ganz anderen Hintergrund hat", sagt er.

Rettungskräfte, Polizei, Staatsanwaltschaft und US-Militär - sie alle sind schon bald nach den tödlichen Schüssen am Terminal, sie ermitteln - und sie rätseln. Sie befragen die Zeugen, sie vernehmen den 21-Jährigen stundenlang. Anfangs heißt es, der Täter habe erst im Bus seine Waffe gezogen. Später stellt sich heraus, dass er zunächst einen Soldaten vor dem Bus erschoss, danach den Fahrer auf seinem Sitz. Anschließend feuerte er in das Innere des Busses.

Während Polizisten und US-Militärpolizei versuchen, am Tatort Spuren zu sichern, merken die Passagiere am Flughafen von der Bluttat nicht viel. Die Flugzeuge starten, sie landen in Frankfurt wie jeden Tag.