Im Internet machen Fans des Ex-Ministers mobil

Hamburg. Mehr als 400 000 Menschen waren es gestern am frühen Abend. Die Anhänger des zurückgetretenen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg machen mobil. Im Netz, auf Fanseiten des Freiherrn bei Facebook, schreiben sie mit Parolen ihre Wut in die digitale Welt hinein. "Wenn nicht Guttenberg, wer dann?", steht auf der Seite. Oder: "Klasse Kerl, hat sich für uns Soldaten eingesetzt, wo er nur konnte."

Die wichtigste Botschaft der Anhänger lautet: "Wir wollen Guttenberg zurück." So heißt auch die Facebook-Seite, auf der sie diese Botschaft mit einem Klick auf den "Gefällt mir"-Knopf unterstützen. Auf der zugehörigen Pinnwand treffen im Sekundentakt Kommentare ein, die einer der Unterstützer, der Mainzer Medienunternehmer Tobias Huch, auf den Nenner bringt: "Der Mann muss zurück. Gestern Minister, morgen Kanzler."

Huch hatte zuvor die Facebook-Gruppe "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg" gegründet, die eine ähnlich große Zahl an Personen erreichte. Huch sagte, er gehöre ebenso wie der Initiator der neuen Facebook-Gruppe zum Umkreis der Jungen Liberalen. Doch wer hinter der Organisation der Seite "Wir wollen Guttenberg zurück" steht, ist bisher nicht namentlich bekannt.

Noch ist es Politik per Mausklick. Doch schon am Sonnabend wollen die Anhänger Guttenbergs ihren digitalen Protest gegen den Rücktritt auf die Straßen von 22 deutschen Städten tragen. In Berlin, München, Köln und auch Hamburg - zeitgleich um 13 Uhr. Auf den Transparenten der Demonstranten werden dann auch die Parolen aus dem Netz wieder auftauchen.

Auch Guttenberg-Gegner schlossen sich nach dem Rücktritt des Ministers bei Facebook zusammen: Sie richteten eine Seite "Wir wollen Guttenberg nicht zurück" ein - mit allerdings bis zum späten Mittwochnachmittag nur gut 10 000 Unterstützern.

"Ja, das Netz macht uns politischer", sagt Social-Media-Experte Björn Eichstädt, der als Geschäftsführer der PR-Agentur Storymaker unter anderem Social-Media-Strategien für Unternehmen entwickelt. Er erklärt dies damit, dass der Zugang zu politikrelevanten Informationen jetzt sehr viel leichter möglich sei als im klassischen Politikbetrieb. Das Netz vermittelt das Gefühl, selbst Augenzeuge von aktuellen Vorgängen zu sein: "Politik hat auf einmal etwas mit mir zu tun."