Unionspolitiker stellt sich hinter die umstrittenen Äußerungen des türkischen Premiers Erdogan

Berlin. Die Union diskutiert die Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu den Sprachkenntnissen seiner Landsleute in Deutschland kontrovers. Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier warf Erdogan vor, die Integration eher erschwert zu haben. Sein Parteifreund Ruprecht Polenz sprach sich allerdings dafür aus, dem Erlernen der Muttersprache Vorrang zu geben.

"Viele Sprachexperten betonen, man müsse zunächst seine Muttersprache beherrschen, bevor man sich die des Landes aneignet, in dem man lebt", sagte Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, der "Frankfurter Rundschau".

Erdogan hatte am Sonntag vor türkischem Publikum in Düsseldorf gefordert, dass Kinder aus türkischen Familien in Deutschland zunächst ihre Muttersprache lernen sollten und dann Deutsch. Dafür ist er heftig kritisiert worden.

Altmaier sagte in der ARD: "Wenn man Erfolg in der Schule möchte, in der Berufsausbildung, dann muss man von frühester Kindheit an Deutsch lernen. Denn ohne deutsche Sprache ist dieser Erfolg nicht möglich", sagte er.

Viele türkischstämmige Migranten lebten in Umgebungen, in denen sie gar nicht mehr mit deutscher Sprache in Berührung kämen: Dort gebe es türkisches Satellitenfernsehen, türkische Händler um die Ecke, einen türkischen Sportklub. "Diesen Menschen wollen wir das Signal geben: Ihr gehört zu uns", sagte Altmaier.

Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, wies die Forderung Erdogans in der "Passauer Neuen Presse" zurück. "Die Sprache des Landes, in dem man auf Dauer bleibt, muss Vorrang haben." Als einen "sehr interessanten Vorschlag" bezeichnete Böhmer einen von Erdogan vorgeschlagenen "Doppelpass light" für Deutsch-Türken. Die Bundesregierung werde das sehr genau prüfen.