Antrittsbesuch des Bundespräsidenten in München

München. Ein Bundespräsident muss viel aushalten: Christian Wulff verkraftet an einem frostigen Vormittag bei seinem offiziellen Antrittsbesuch in München zuerst die ohrenbetäubenden Salutschüsse der Gebirgsschützen, bevor ihm Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine starke Dosis bayerischen Selbstbewusstseins verordnet. Wulff lächelt höflich - seine Revanche folgt wenig später im Landtag: "Wir brauchen Zuwanderung", sagt Wulff ohne jede Umschweife - ein Ratschlag, den die CSU gar nicht gerne hört. "Lassen Sie uns ein wenig weltoffener werden", rät der Bundespräsident.

Er warnte angesichts des demografischen Wandels vor einem "Riesenmangel" an Arbeitskräften, wenn nicht gegengesteuert werde. Dazu seien - neben der Qualifikation von Arbeitslosen und Älteren - auch Einwanderer nötig: "Wir brauchen Migranten." Wulff nannte den Freistaat ein stolzes und selbstbewusstes Land, fügte jedoch hinzu: "Bayern ist auf dem richtigen Weg, muss aber wie alle anderen auch besser werden." Als Beispiel nannte das Staatsoberhaupt die Bildungschancen, die von dem sozialen Status der Eltern abhingen. Das sei "nicht zu akzeptieren", sagte Wulff. Seehofer nahm die Ermahnungen gelassen. "Wir kennen uns ja schon seit 30 Jahren sehr gut - und dann weiß man auch, wie was zu verstehen ist", sagte er. Er sei sich mit Wulff "im Grundsatz" beim Thema Fachkräftemangel einig.