Für den Außenminister zählt vor allem die Freiheit der beiden deutschen Reporter

Berlin/Istanbul. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sein Treffen mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Zusammenhang mit der Freilassung der beiden deutschen Journalisten verteidigt. "Wer kritisiert, dass ich die Reise gemacht habe, soll das mal den beiden sagen, die jetzt wieder in Deutschland sind", sagte Westerwelle in Berlin. Er halte seine Entscheidung auch aus heutiger Sicht für "völlig richtig, angemessen und abgewogen".

Westerwelle war als erster deutscher Außenminister seit 2003 nach Teheran gereist, um den Fotografen Jens Koch und den Reporter Marcus Hellwig von "Bild am Sonntag" in die Heimat zu begleiten. Sie waren im Oktober in Tabris im Nordwesten des Landes festgenommen worden, als sie den Sohn der wegen Ehebruchs zum Tode verurteilten Iranerin Sakine Mohammadi Aschtiani interviewten.

Westerwelle zufolge war Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) seit Mittwochmorgen informiert, dass es eventuell eine solche Reise geben würde. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, Merkel sei über die kurzfristige Reise informiert gewesen und "mit dem Ergebnis sehr glücklich". Das Vorgehen sei "in solchen Situationen immer eine Abwägung", sagte Seibert. In diesem Fall habe sich der Außenminister zu Recht für ein Gespräch mit Ahmadinedschad entschieden. Während des Gesprächs sei es auch um andere Themen gegangen, etwa die Lage der Menschenrechte und deren Einhaltung.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hatte Westerwelle kritisiert: "Die Bilder mit Herrn Westerwelle und Ahmadinedschad sind keine schönen Bilder, weil Ahmadinedschad dadurch Anerkennung findet."

Der ehemalige Staatsminister imAuswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), verwies darauf, dass Westerwelle als erster westlicher Spitzenpolitiker seit langer Zeit nach Teheran gefahren sei. Dies sei "ein Problem". Der Iran steht wegen seines Atomprogramms, Missachtung von Menschenrechten und Unterdrückung der Opposition seitJahren in der Kritik.

Teheran wird verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Programms an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. In den vergangenen Tagen wurden auch Demonstrationen niedergeschlagen.