Gegendemonstranten blockieren Veranstaltungen. Linksextreme sorgen für Gewalt

Dresden. Tausende Gegendemonstranten haben am Sonnabend in Dresden erfolgreich die Aufmarschpläne von Neonazis durchkreuzt. Bei eisigen Temperaturen verhinderten sie mit Blockaden zwei Kundgebungen und einen Marsch der Rechtsextremisten südlich des Hauptbahnhofs. Unter den Demonstranten waren unter anderem auch die Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse (SPD), Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Petra Pau (Linke) sowie Linken-Chefin Gesine Lötzsch. Insgesamt waren 4500 Polizisten im Einsatz. Bei zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen mit linksautonomen Gegendemonstranten setzten die Beamten Wasserwerfer, Schlagstöcke und Reizgas ein.

Insgesamt zählte die Polizei bis zu 3000 Neonazis, darunter 1000 Gewaltbereite sowie 12 500 Gegendemonstranten und 3500 Linksautonome aus dem gesamten Bundesgebiet. Beamte wurden mit Steinen, Stangen und Feuerwerkskörpern angegriffen. Zudem brannten einige Barrikaden. 78 Personen kamen in polizeilichen Gewahrsam, bislang wurden 64 Anzeigen unter anderem wegen Landfriedensbruch aufgenommen.

Bei den Krawallen wurden 82 Polizisten verletzt, sieben von ihnen schwer. Auch aufseiten der Anti-Nazi-Blockierer soll es zahlreiche Verletzte gegeben haben. Dresdens Polizeipräsident Dieter Hanitsch sagte, dass ihm angesichts der ausufernden Gewalt die Worte fehlten. Er kündigte eine "Sonderkommission 19. Februar" zur gezielten Strafverfolgung von Gewalttätern an. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) forderte eine öffentliche Debatte über den Umgang mit Naziaufmärschen und Gegendemonstrationen.

Polizisten hatten das Aufmarschgebiet der Rechten großräumig abgeriegelt. In der Innenstadt kam der Verkehr teilweise zum Erliegen. Seit Mittag hatten sich hinter dem Hauptbahnhof bis zu 600 Neonazis versammelt. Sie durften aber nicht losmarschieren, weil ihre Route von Gegendemonstranten blockiert wurde. Nach mehreren Stunden Wartezeit gaben sie schließlich auf und zogen sich zurück.