Gesundheitsminister Rösler kündigt mehr Hilfe für seelisch und körperlich belastete Angehörige an

Berlin. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will pflegende Angehörige wegen ihrer großen körperlichen und seelischen Belastung stärker unterstützen. Nach einem Pflegegipfel mit 25 Experten und Interessenvertretern in Berlin sagte er, Ziel sei es, die Pflege in Deutschland menschenwürdiger zu gestalten. Nach weiteren Gesprächsrunden zu unterschiedlichen Fragen der Pflege will Rösler bis zum Sommer Eckpunkte für eine Pflegereform vorlegen.

Pflegende Angehörige müssten zeitlich, organisatorisch, seelisch und finanziell entlastet werden. So sollten Auszeiten ermöglicht, der Papierkrieg mit Behörden und Kassen verringert und möglichst auch die Rentenansprüche der Pflegenden verbessert werden, sagte der FDP-Politiker. Er schlug auch gemeinsame Kuren von Pflegenden mit ihren Angehörigen nach dem Vorbild der Mutter-Kind-Kuren vor. Außerdem sollten die gesetzlichen Krankenkassen Selbsthilfegruppen von pflegenden Angehörigen finanziell unterstützen.

Rösler mahnte eine größere gesellschaftliche Anerkennung privater Pflegeleistungen an. Die Angehörigen verdienten Dank und Anerkennung. "Das ist ein Rund-um-die-Uhr-Job." Zu den genauen Kosten einer Pflegereform wollte sich der FDP-Politiker noch nicht äußern. Es gehe zunächst darum, Eckpunkte festzulegen. Allerdings sei nicht alles, was wünschenswert ist, auch bezahlbar.

Besonders groß sei die seelische Belastung der Pflegenden, so der Minister. Hier soll es etwa Hilfe durch Notfalltelefone, Gesprächs- und Beratungsangebot geben. Bei der Organisation gehe es darum, vorhandene Angebote zusammenzuführen und nutzbar zu machen, sowie um einen Abbau von Bürokratie. Bei der Gewährung von Sachleistungen müssten die Kassen flexibler und lebensnaher entscheiden. Gerade die Kleinigkeiten seien für die Pflegenden "oft zermürbend".

Von den rund 2,25 Millionen Pflegebedürftigen, die Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten, werden laut Statistik rund 1,6 Millionen von Angehörigen zu Hause gepflegt. Insgesamt werden aber nach Schätzungen des Sozialverbands VdK bis zu vier Millionen hilfsbedürftige Menschen von ihren Verwandten versorgt. Denn nicht alle Pflegebedürftigen erhalten Leistungen der Pflegeversicherung und sind statistisch erfasst.