Berlin. Bundeswehrverbandschef Ulrich Kirsch hat vor einer politischen Instrumentalisierung der Bundeswehraffären gewarnt. "Was nun an reflexartigen politischen Reaktionen in Deutschland zu verzeichnen ist, zielt nach meiner Einschätzung in erster Linie darauf ab, den Bundesminister der Verteidigung zu beschädigen", sagte Kirsch. Der politische Streit werde auf dem Rücken der Soldatinnen und Soldaten ausgetragen. "Ich kann nur davor warnen, die Soldatinnen und Soldaten als Vehikel für die Demontage des Ministers zu missbrauchen", sagte Kirsch.

Der Verbandschef äußerte in einzelnen Punkten aber auch selbst Kritik am Krisenmanagement Guttenbergs. Die Absetzung des "Gorch Fock"-Kommandanten Norbert Schatz wertete er als überstürzt. "Gerade in einer so komplexen Angelegenheit wie dieser muss der Grundsatz gelten: Sorgfalt vor Eile", sagte er. Es sei aber der Eindruck einer Vorverurteilung entstanden.

Nach dem Unfall mit zwei toten und vier verletzten Bundeswehrsoldaten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder suchen Polizei und Staatsanwaltschaft mit Hochdruck nach der Ursache. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach, Michael Brandt, gestern. Die Verletzten hätten noch nicht befragt werden können, weitere Zeugen gebe es nicht.

Am Montag war auf dem Übungsgelände ein Bundeswehrfahrzeug vom Typ Mungo verunglückt, das sechs Soldaten an Bord hatte. Zwei von ihnen starben, vier wurden verletzt. Einer von ihnen befindet sich im künstlichen Koma. Das Fahrzeug war am Montag auf dem Weg zu einem Ausbildungspunkt auf abschüssiger Strecke von der asphaltierten Fahrbahn abgekommen. Alle sechs Insassen seien aus dem Fahrzeug geschleudert worden. Das legt laut Brandt den Verdacht nahe, dass sie nicht angeschnallt waren. Das Fahrzeug sei mit Gurten ausgestattet gewesen. Laut eines Bundeswehrsprechers hätten die Gurte angelegt sein müssen.

Untersucht wird derzeit auch ein Vorfall in Afghanistan. Dabei soll am vergangenen Freitag ein Soldat einem anderem im Streit eine Pistole an den Kopf gehalten haben. Laut Bundeswehr werden alle disziplinarischen Maßnahmen bis hin zur unehrenhaften Entlassung des Soldaten geprüft.