Schavan will Studenten mit einem Stipendien-Programm fördern. Doch bisher gibt es wenige Stifter

Hamburg/Berlin. Als Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestern das nationale Stipendienprogramm an der Humboldt-Universität vorstellte, fielen 300-Euro-Scheine von der Empore des Audimax. "BAföG für alle!", riefen die Studenten. Es war ein kleiner Protest zum Auftakt des "Deutschland-Stipendiums".

Bis zum Jahresende sollen insgesamt 10 000 begabte und leistungsstarke Studierende in ganz Deutschland mit einem monatlichen Betrag von 300 Euro gefördert werden, der je zur Hälfte vom Bund und von Unternehmen, Stiftungen und Privatleuten aufgebracht wird. Das Deutschlandstipendium ist einkommensunabhängig und wird nicht auf das BAföG angerechnet. "Es ist damit besonders attraktiv für alle, die ihr Studium selbst finanzieren müssen", sagte Schavan.

Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch die Hochschulen vor Ort. Außer den bisherigen Leistungen in Schule und Studium sollen auch gesellschaftliches Engagement und besondere persönliche Umstände Auswahlkriterien sein.

Laut dem Bildungsministerium sind zum Start des Programms mehr als 1000 Stipendien von Unternehmen fest zugesagt. Mittelfristig sollen 160 000 Stipendien ausgelobt werden - für etwa acht Prozent aller Studenten. Im Haushalt 2011 sind zehn Millionen Euro vorgesehen, in den Folgejahren soll der Betrag aufgestockt werden. Obwohl bisher nur ein Zehntel der angestrebten 10 000 Stipendiaten für dieses Jahr einen Förderer haben, zeigte sich die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz zuversichtlich. Die Organisation des Stipendiums komme zügig voran, sagte Margret Wintermantel. Sie betonte, ein größeres bürgerschaftliches Engagement wie in den USA stärke die Autonomie der Hochschulen und erhöhe die Attraktivität eines Studiums. Kritik an dem Programm kam nicht nur von den Studenten im Audimax, sondern auch von der Opposition. Das Programm verschlinge unnötig Geld, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Priska Hinz, dem Hamburger Abendblatt. "Es ist zum einen teuer, denn bisher wurde ein Viertel des gesamten Budgets für das Programm für Marketing und Schulungen ausgegeben und nicht für die Studenten", sagte sie. Zudem sei das Stipendium mobilitätsfeindlich, denn Studenten könnten es nicht übertragen, wenn sie die Hochschule wechselten.

Der SPD-Bildungsexperte Dieter Rossmann kritisierte das Programm als "Umverteilung von unten nach oben". Stipendien erhielten vor allem diejenigen, die keine Hilfe bräuchten. Das zeige die Forschung unzweifelhaft. Das Nachsehen haben leistungsstarke Studenten, die BAföG empfangen. Die Regierung streicht den Bonus für jene, die zum besten Drittel ihres Jahrgangs gehören. Bisher erließ der Staat dem Studenten bis zu 25 Prozent der BAföG-Schulden, wenn er mit besonders guten Noten abgeschlossen hatte.