Essen. Nach Einschätzung des Zentralrats der Muslime in Deutschland gibt es Probleme auf dem Weg zu einem modernen Islam. Der Islam bleibe auch in Deutschland "von seinem intellektuellen Anspruch und Potenzial her weit unter seinen Möglichkeiten, sich zeitgemäß zu begreifen", sagte der Zentralrats-Vorsitzende Aiman Mazyek dem Internetportal der WAZ-Mediengruppe. "Wir haben durchaus Nachholbedarf, etwa bei der Abgrenzung unserer Religion von Ideologien." Auch die Politisierung des Islam habe "unserer Religion nicht gutgetan", sagte er.

Wichtig für die Entwicklung eines zeitgemäßen Islam ist für den Verbands-Chef die Beschäftigung mit Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechten. Unter Muslimen gebe es Vorurteile, Selbstgerechtigkeit und Ignoranz gegenüber der westlichen Welt, so wie es "auf westlicher Seite mancherorts an Demut und Respekt gegenüber der islamischen Welt fehlt". Zu den Ursachen der Defizite sagte Mazyek: "Wir haben anders als die großen Kirchen keine Akademien und kaum Bildungseinrichtungen, die Raum geben können, um kontroverse Debatten zu führen." Er bekräftigte aber die Weigerung des Zentralrats, an der Islamkonferenz von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) teilzunehmen.