Berlin. Erwartungsgemäß versagte die Linkspartei Roland Jahn den Beifall, als sich die übrigen Bundestagsabgeordneten am Freitagmittag erhoben, um dem neuen Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen zu seiner Wahl zu gratulieren. Wie angelötet blieben die Vertreter der SED-Nachfolgepartei sitzen, und ihre Respektsverweigerung wirkte wie eine unfreiwillige Bestätigung dafür, dass diese Behörde durchaus noch gebraucht wird. Jahn sagte anschließend, es dürfe "keinen Schlussstrich" geben. Noch immer stellten Menschen erst bei der Akteneinsicht fest, was ihnen die Staatssicherheit angetan habe. "Diese Aufklärung gibt den Menschen die Würde zurück."

Nach Joachim Gauck und Marianne Birthler ist der 57-jährige Thüringer der dritte Bundesbeauftragte. Auch Jahn stammt aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung. Als sich herausstellte, dass ihn der "Maßnahmeplan" nicht beeindruckte, den Erich Mielke höchstpersönlich gegen ihn erstellt hatte, schob ihn das SED-Regime 1983 gewaltsam in den Westen ab.

Jahn, der seit 1991 als Redakteur für das ARD-Magazin "Kontraste" arbeitet, verfolgte seine Wahl von der Bundestagstribüne aus mit. Gauck und Birthler waren seine ersten Gratulanten. Bundestagspräsident Norbert Lammert bezeichnete Jahn, der sein Amt im März antreten wird, als einen "Kopf, der dem Thema in der Öffentlichkeit zu der Aufmerksamkeit verhelfen wird, die es verdient".