Pharma-Firmen folgen Röslers Aufruf, keine Zutaten für Hinrichtungen in die USA zu verkaufen

Berlin. Deutsche Pharma-Verbände haben einer Bitte von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zugestimmt, die Lieferung eines Narkosemittels in die USA zu unterlassen, das ein Bestandteil der sogenannten Giftspritze ist. Unter Verweis auf die Grundsatzentscheidung gegen die Todesstrafe warnte Rösler in einem Schreiben vor einer "missbräuchlichen Verwendung" des Narkosemittels Thiopental-Natrium. Er appellierte an den Großhandel, "dass solchen Lieferungsersuchen nicht entsprochen wird". Allerdings sieht sein Ministerium keine Möglichkeit, eine solche Lieferung zu verbieten.

Ein Exportverbot könne höchstens im Außenhandelsgesetz festgeschrieben werden, sagte ein Sprecher. Dafür sei aber das Wirtschaftsministerium zuständig. Im mehreren US-Bundesstaaten können Medienberichten zufolge derzeit keine Hinrichtungen durchgeführt werden, weil Thiopental-Natrium als einziges in den USA für Hinrichtungen zugelassenes Mittel nicht lieferbar ist. In Deutschland ist die Substanz als normales Narkosemittel im Einsatz und wird nur von einer Handvoll Firmen hergestellt. Italien hat die Ausfuhr des Medikaments in die USA bereits gestoppt. Ein möglicher deutscher Lieferboykott wird von der Ärzteschaft unterstützt. Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sprach von einer "tollen Idee".

Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) erklärte dem Hamburger Abendblatt: "Kein Mitgliedsunternehmen des vfa liefert Medikamente für Hinrichtungen in den USA und sie werden es auch künftig nicht tun. Sollten entsprechende Lieferanfragen hier eintreffen, werden sie abgelehnt." Dies sei den vfa-Mitgliedern eine ethische Verpflichtung.

Auch ein Sprecher des Pharmaverbands BPI schloss im Abendblatt Thiopental-Natrium-Lieferungen in die USA aus. "In unserem Verband stellt nur eine Firma dieses Mittel her. Es hat dafür aber keine Zulassung für die USA und würde aufgrund des Aufrufs von Herrn Rösler auch nicht in die USA liefern", sagte er.