Jewish Agency nennt Bundesregierung gut und erfolgreich

Jerusalem. Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland und Österreich ist nach israelischen Angaben im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Die israelische Einwanderungsorganisation Jewish Agency teilte gestern in Jerusalem bei der Vorstellung ihres Jahresberichts mit, die Zahl der antisemitischen Vorfälle in den deutschsprachigen Ländern sei nun wieder auf dem niedrigeren Niveau der 1990er-Jahre angelangt.

Nach Beginn des zweiten Palästinenseraufstands Intifada vor einem Jahrzehnt war es weltweit zu erheblich mehr antisemitischen Zwischenfällen gekommen, insbesondere im Jahr 2009 nach dem zweiten Gazakrieg. Endgültige Zahlen könne man allerdings noch nicht vorlegen, erklärte ein Sprecher der Organisation.

Amos Hermon, Beauftragter der Jewish Agency im Kampf gegen Antisemitismus, sagte, die deutsche Regierung gehe gut und erfolgreich gegen antijüdische Tendenzen vor. "Deutschland gilt als vorbildlich im Kampf gegen den Antisemitismus, und ich hoffe, dies wird auch in Zukunft so bleiben."

Der israelische Diasporaminister Juli Edelstein sagte während der wöchentlichen Kabinettssitzung, die Zahl der antisemitischen Vorfälle sei 2010 zwar weltweit gesunken. Dabei müsse man allerdings bedenken, dass antijüdische Tendenzen im Jahr 2009 wegen des Gazakriegs um etwa 50 Prozent angestiegen seien.

Eine neue Herausforderung sei die Bekämpfung des Antisemitismus im Internet. "Der leichte Zugang zum Internet, zu Twitter und Facebook ermöglicht es Antisemiten, sich hinter falschen Namen zu verstecken und sehr frei gegen Juden und den Staat Israel vorzugehen", sagte Edelstein.

Rund 65 Jahre nach Ende des Holocaust gibt es nach Einschätzung des American Jewish Committee (AJC) in Berlin noch immer Hunderte unentdeckte Massengräber ermordeter Juden. Vor allem auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion seien viele Orte noch nicht gekennzeichnet, erklärte die jüdische Organisation. In den vergangenen Monaten sei es laut AJC aber gelungen, etliche Massengräber als Gedenkstätten zu schützen.