Vor der Serie von sieben Landtagswahlen debattiert die CDU über schwarz-grüne Bündnisse

Saarbrücken/Hamburg. Der Erfinder geht, das Experiment bleibt. Auch mit dem angekündigten Rückzug des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) soll die bundesweit einzige Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen Bestand haben. Annegret Kramp-Karrenbauer, 48, rückt im Sommer auf den Platz von Müller, 55. Fast zwölf Jahre war Müller Regierungschef, elf davon mit Kramp-Karrenbauer als Innen-, Bildungs- oder Sozialministerin an seiner Seite.

Die designierte Ministerpräsidentin sagte, sie werde Müllers "Erfolgsstory" fortsetzen. Müller könnte Richter am Bundesverfassungsgericht werden. Am Sonnabend schloss er aber auch nicht aus, in die Wirtschaft zu gehen. Das hatten seine Parteikollegen Roland Koch (Bilfinger Berger) und Dieter Althaus (Magna) ebenfalls dem Regieren in der Staatskanzlei vorgezogen.

Die Serie an Rücktritten und Amtsaufgaben in den vergangenen zwölf Monaten stellt die Union vor den größten personellen Umbruch ihrer Geschichte. Mit Peter Müller verabschiedet sich auch das letzte Mitglied des sogenannten Andenpaktes in den politischen Ruhestand. Dieser Pakt war ein Jungmännerbündnis in der CDU, das sich Ende der Siebzigerjahre auf einem Nachtflug in Südamerika zu gemeinsamer Förderung innerhalb der Partei verschwor. Und es ist eine Merkel-skeptische Runde.

Müllers Demission liegt auf einer Linie mit der Aufgabe von Roland Koch (Hessen), Günther Oettinger (Baden-Württemberg), Ole von Beust (Hamburg) und Jürgen Rüttgers (NRW), der Weiterbeförderung von Merkel-Skeptiker Christian Wulff zum Bundespräsidenten sowie den angekündigten Rückzügen von Peter Harry Carstensen (Schleswig-Holstein) und Wolfgang Böhmer (Sachsen-Anhalt).

Trotz der eindeutigen Absage von CDU-Chefin Angela Merkel an schwarz-grüne Koalitionen liebäugeln aufstrebende Unions-Politiker weiter mit alternativen Bündnissen zu Schwarz-Gelb. Merkels Stellvertreter Norbert Röttgen sagte "Bild am Sonntag": "Schwarz-Grün ist schon deshalb nicht tot, weil über die Möglichkeiten von Koalitionen nicht zuletzt die Bürger mit ihren Stimmen entscheiden." Die Unterschiede zu den Grünen seien für die CDU überwindbar.

Mit solchen unterschiedlichen Ansagen für einen Koalitionspoker halten sich die Unionsspitzen alle Optionen offen für die Ergebnisse der anstehenden sieben Landtagswahlen im Jahr 2011. Das Fünfparteiensystem erfordert Flexibilität. Der Höhenflug der Grünen verunsichert die CDU-Wahlkämpfer. Röttgen fürchtet in Nordrhein-Westfalen zurzeit selbst eine vorgezogene Neuwahl - wegen der wackligen rot-grünen Minderheitsregierung von Hannelore Kraft (SPD).