Außenminister besucht überraschend Bundeswehr in Nordafghanistan

Kundus. Vor der Mandatsverlängerung im Bundestag hat Außenminister Guido Westerwelle mit einem Blitzbesuch im Feldlager Kundus um breite Unterstützung für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan geworben. "Hier halten Frauen und Männer ihren Kopf hin, dass wir zu Hause in Freiheit leben können", sagte Westerwelle am gefährlichsten deutschen Standort in Nordafghanistan. "Das wird oft genug nicht genug anerkannt." Vor dem Besuch Westerwelles wurden bei Gefechten in Kundus nach Angaben der Polizei ein Taliban-Anführer und 14 weitere Aufständische getötet.

Der Minister sagte mit Blick auf die Abstimmung im Bundestag über das Mandat am 28. Januar: "Es wäre ein gutes Signal, wenn der Bundestag mit einer großen breiten Mehrheit seine Rückendeckung gibt." Morgen beschäftigt sich bereits das Kabinett damit. Im neuen Mandat wird das Jahresende 2011 als Termin für den Beginn des Abzugs genannt - "soweit die Lage dies erlaubt". Bis dahin soll weiterhin die Entsendung von bis zu 5350 Soldaten möglich sein. Bei seinem ersten Kundus-Besuch als Minister dankte Westerwelle den Soldaten. Der Einsatz sei "gefährlich und entbehrungsreich", sagte er vor der Truppe. "Unser Land ist stolz darauf, was Sie für unsere Freiheit tun." Am Ehrenhain für die gefallenen deutschen Soldaten im Feldlager legte er einen Kranz nieder.

Kundus war nach Pakistan und der afghanischen Hauptstadt Kabul die letzte Station von Westerwelles Reise in die Krisenregion. Der Minister reiste gestern über den Luftwaffenstützpunkt im usbekischen Termes wieder in Richtung Berlin ab. Zuletzt waren kurz vor Weihnachten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in Kundus gewesen. Zur Frage, ob es sich bei dem Konflikt in Afghanistan um einen Krieg handele, sagte Westerwelle: "Dass das, was hier stattfindet, von den Soldaten als Krieg empfunden wird, das ist doch offensichtlich und mehr als menschlich nachvollziehbar." In seinem Amt könne er sich diesen Sprachgebrauch aber nicht zu eigen machen.

Guttenberg lobte den Truppenbesuch Westerwelles in Afghanistan. Dass ein Außenminister und Vizekanzler die Bundeswehrsoldaten besuche, "ist etwas außerordentlich Begrüßenswertes", sagte der CSU-Politiker der Mediengruppe Madsack.