Lötzsch erntet für ihre Kommunismus-Äußerung auch intern Kritik. Die Parteiflügel streiten

Berlin/Hamburg. Bisher kämpfte die Linke eigentlich nur mit dem angeschlagenen Ruf eines ihrer beiden Vorsitzenden. Nicht nur, dass der frühere Gewerkschafter Klaus Ernst auf Bildern lässig an seinem Porsche lehnt und sich einen luxuriösen Lebensstil vorwerfen lassen musste, ihm wurden auch umstrittene Reisekostenabrechnungen und Zulagen vorgehalten. Das Spitzenduo fällt jetzt mit einem doppelten Imageschaden für die Partei auf.

Mit ihrer dezenten Verbeugung vor dem Kommunismus in der Zeitung "Junge Welt" hat die Vorsitzende Gesine Lötzsch eine Welle der Empörung ausgelöst. Sie selbst versuchte zurückzurudern und gleichzeitig ihren Artikel zu verteidigen. Doch auch Mitstreiter in der eigenen Partei sind irritiert. Thüringens Linke-Fraktionsvorsitzender Bodo Ramelow hat seine Parteichefin für ihre Wortwahl kritisiert. "Ich hätte mir gewünscht, dass auch Gesine Lötzsch dieses Wort nicht gebraucht hätte, ohne der blutigen Spur des Kommunismus auch nur einen Viertelsatz zu widmen", sagte Ramelow. Auch die Berliner Linke hält die von Lötzsch angestoßene Debatte um "Wege zum Kommunismus" für unglücklich. "Das Aufhängen an Begrifflichkeiten wie Kommunismus löst Irritationen aus. Das ist nicht hilfreich", sagte der Berliner Linke-Chef Klaus Lederer.

Vom Kommunismus hat sich die Linke, die 2007 aus der Fusion von Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) mit der SED-Nachfolgepartei PDS hervorging, aber offiziell schon lange verabschiedet. Extreme Gruppen innerhalb der Partei wie die Kommunistische Plattform gelten als nicht mehrheitsfähig. Die Debatte um Lötzschs "Wege zum Kommunismus" offenbart nun noch einmal deutlich die zwei großen Probleme der Linken: Die Partei büßte mit dem Rücktritt Oskar Lafontaines vom Parteivorsitz einen machtbewussten und rhetorisch versierten Strategen ein. Die neue Doppelspitze des Westdeutschen Ernst und der Ostdeutschen Lötzsch konnte die Linkspolitiker aus Ost und West und ihre Programmatik bisher nicht zusammenführen. Vor allem Ernst stößt bei einigen ostdeutschen Linken auf Kritik. Die Kommunismus-Äußerungen von Lötzsch und der Widerspruch aus den eigenen Reihen zeigt zudem, wie schwer es die Spitze haben wird, ein gemeinsames Parteiprogramm zu entwickeln und mit Sachthemen zu punkten. Die scharfen Angriffe der Gegner der Linken setzen die Partei zusätzlich unter Druck. Nach den umstrittenen Äußerungen bekräftigte nun CSU-Chef Horst Seehofer die Prüfung eines Verbotsverfahrens gegen die Linken, die zuvor auch schon CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt befürwortet hatte.

In den Umfragen bleiben die Linken allerdings seit Monaten bei etwa zehn Prozent. Die Debatte um die Spitze der Partei scheint die Wähler bisher nicht so stark zu irritieren wie manche Mitglieder der Linken.