Vorsitzender der Bischofskonferenz zieht Jahresbilanz

Freiburg. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat eine Bilanz des Krisenjahrs 2010 gezogen. In einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur sagte Zollitsch, das zügige Handeln der katholischen Kirche nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle sei die richtige Strategie gewesen. Die Sofortmaßnahmen der Kirche seien allgemein anerkannt worden, etwa die Berufung eines Beauftragten für Missbrauchsfragen und die Einrichtung einer Telefonhotline.

Nachdem im Januar die ersten Fälle sexuellen Missbrauchs aufgedeckt worden waren, hatten sich immer mehr Menschen gemeldet, die von Priestern und Kirchenmitarbeitern misshandelt worden waren. Die meisten Vergehen lagen Jahrzehnte zurück. Betroffen waren kirchliche Vorzeigeschulen, die Regensburger Domspatzen und ganz normale Gemeinden. "Mit allen Kräften arbeiten wir jetzt daran, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen", sagte Zollitsch.

Der Erzbischof lobte die Aufklärung und Aufarbeitung der Fälle: "Ich bin davon überzeugt, dass wir uns dieser enormen Herausforderung gut gestellt haben." Daneben sei es wichtig, "nach vorne zu schauen, um dafür zu sorgen, dass es künftig möglichst nie mehr zu Missbrauch kommt", so Zollitsch. Deswegen habe die Bischofskonferenz klare Leitlinien und Präventionspläne beschlossen.

Zollitsch schlug zudem einen breit angelegten Dialogprozess in Kirchengemeinden, Bistümern und auf Ebene der Bischofskonferenz vor, bei dem es unter anderem um das Verhältnis von Priestern und Laien gehen solle. Im Ausblick auf das Jahr 2011 sagte Zollitsch, er freue sich auf den Besuch von Papst Benedikt XVI., der Ende September nach Berlin, Erfurt und Freiburg kommen will. "Es soll ein Fest des Glaubens und der Freude werden", sagte Zollitsch. Er sei "gespannt, was der Papst uns zu sagen haben wird, um uns Christen in Deutschland auf dem Weg in die Zukunft zu bestärken." Der Papst sei eine Integrationsfigur, die Menschen zusammenbringen könne. Es gehe ihm nicht darum zu polarisieren.