Profillos, parteilich, langweilig nannten ihn die Kritiker noch vor seiner zähen Wahl in drei Gängen. Nur ein halbes Jahr später wird Bundespräsident Christian Wulff über Parteigrenzen hinweg mit Lob überhäuft. In kurzer Zeit ist Wulff gelungen, was seinen Vorgängern Köhler, Rau und Herzog verwehrt blieb: Der Institution Bundespräsident eine neue Bedeutung zu geben. Seine Nahbarkeit, seine klare Sprache, seine eigene Art, die Amtspflichten zu erfüllen, machen Wulff zu einem besonderen Staatsoberhaupt. In der Sarrazin-Debatte umarmte er den Islam, nach Israel nahm er seine Tochter mit, zur Weihnachtsansprache bat er Ehrenamtliche ins Schloss Bellevue. Das wirkt neu, modern und ist doch stilsicher. Denn Wulff bleibt authentisch. Mit seiner Frau Bettina lebt er den turbulenten Alltag einer Patchwork-Familie. Die neue First Lady trägt eine Tätowierung, kennt ein Leben als alleinerziehende Mutter. Ihr Anteil am neuen Präsidentenbild ist unschwer zu erkennen. Manchmal strahlt Natürlichkeit den größten Glanz aus.