Merkel verurteilt tödlichen Anschlag auf deutschen Entwicklungshelfer

Berlin/Kabul. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier macht die Zustimmung seiner Partei zur Verlängerung des Afghanistan-Mandats im Januar davon abhängig, dass darin der Beginn des Rückzugs bereits im kommenden Jahr festgeschrieben wird. Steinmeier sagte "Bild am Sonntag": "Für die Zustimmung der SPD muss der Beginn des Rückzugs im Mandat enthalten sein." Das sei "eine Frage der Glaubwürdigkeit", so Steinmeier weiter. "Hier ist die Bundesregierung beweispflichtig. Schon im Afghanistan-Mandat vom Januar 2010 ist der beginnende Rückzug deutscher Soldaten beschrieben. Das muss 2011 durch konkretes Tun untermauert werden. Taten zählen!" Steinmeier übte in diesem Zusammenhang Kritik an der Wortwahl von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die bei ihrem jüngsten Besuch in Afghanistan von "Krieg" gesprochen hatte: "Die Kanzlerin hechelt mit ihrer Wortwahl dem Verteidigungsminister hinterher! Ich weiß nicht, was dieser Eifer soll."

Unterdessen haben Merkel und weitere führende Politiker auf den Tod eines deutschen Entwicklungshelfers in Afghanistan mit tiefer Bestürzung reagiert. Der Anschlag auf den Mann an Heiligabend sei "feige", erklärte die Kanzlerin. Ähnlich äußerten sich Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Vertreter der Grünen. Der Wagen des deutschen Entwicklungshelfer und drei afghanischer Begleiter war am Freitag im nordafghanischen Khaschkargan beschossen worden. Der Mitarbeiter der staatlichen Förderbank KfW wurde dabei schwer verletzt und starb am Sonnabend im deutschen Hospital in Masar-i-Scharif. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban. Ein afghanischer Begleiter wurde bei dem Beschuss nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung leicht verletzt. Die Entwicklungshelfer waren demnach Mitarbeiter eines Projekts, das den Bau einer Straße zwischen Cholm und Kundus betreut.