Parteichef Ernst für Mindestlohn und Regulierung der Leiharbeit

Berlin. Die Vollzeiteinkommen der Deutschen sind in den letzten zehn Jahren um sechs Prozent gesunken. Das haben Berechnungen der Partei Die Linke ergeben, die dem Abendblatt vorliegen. Bereits am Mittwoch hatte die internationale Arbeitsorganisation ILO festgestellt, dass Deutschland mit einem Lohnwachstum von minus 4,5 Prozent das Schlusslicht im Vergleich mit anderen Industrienationen ist. Die Zahlen der Linken liegen jetzt noch einmal deutlich darunter - trotz eines rekordverdächtigen Wirtschaftswachstums nach der Krise.

"Deutschland ist in Europa Lohnsenkungsland Nummer eins", sagte der Kovorsitzende der Linken, Klaus Ernst, dem Abendblatt. "Solange in Deutschland die Löhne sinken, lahmt auch der private Konsum." Grundlage der Berechnungen der Linken ist das sogenannte Median-Bruttoeinkommen. 50 Prozent aller Einkommen liegen darüber, 50 Prozent darunter. Dieses Medianeinkommen hat sich von 1999 bis 2009 laut Bundesagentur für Arbeit von 2320 auf 2676 Euro erhöht - und damit um 10,1 Prozent. Weil jedoch im gleichen Zeitraum der Verbraucherpreisindex massiv angestiegen ist, ergibt sich für das reale Vollzeiteinkommen trotzdem ein Minus. Heute haben die Verbraucher so im Schnitt pro Monat sechs Prozent weniger Geld in der Tasche. "Die sinkenden Reallöhne sind ein Ergebnis schlechter Politik", kritisierte Ernst. "Das muss sich ändern."

Schon seit einigen Monaten werden immer wieder Forderungen nach Lohnerhöhungen laut. Und das nicht nur bei Gewerkschaften - auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte bereits höhere Löhne angeregt. Ernst forderte, im deutschen Arbeitsrecht müssten endlich die Lohnbremsen gelöst werden. "Wir brauchen sofort einen gesetzlichen Mindestlohn und eine schärfere Regulierung der Leiharbeit, damit es für gleiche Arbeit gleiches Geld gibt", hob er hervor. "Die Löhne dürfen nicht länger hinter den Gewinnen zurückbleiben."