Entscheider legen Westerwelle den Rücktritt nahe. Grüner Höhenflug weckt Skepsis

Berlin. Nach dem ersten Jahr der schwarz-gelben Regierung fällen Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik ein vernichtendes Urteil. Fast drei Viertel von 541 Befragten im "Capital-Elite-Panel" zeigten sich unzufrieden mit der Arbeit der Koalition, wie das Wirtschaftsmagazin berichtete. Vor allem von der FDP und deren Vorsitzenden Guido Westerwelle zeigen sich die Befragten enttäuscht. 64 Prozent hielten es für eine Stärkung der Liberalen, wenn der Parteichef zurückträte.

Das Magazin lässt zweimal im Jahr sogenannte Entscheider aus Politik und Wirtschaft vom Allensbach-Institut befragen. Darunter sind den Angaben zufolge Vorstände großer Konzerne, aber auch Ministerpräsidenten sowie die Leiter von Bundes- und Landesbehörden. Immerhin schnitt die schwarz-gelbe Koalition besser ab als noch im Sommer. Im Juni äußerten sich 92 Prozent der Befragten überwiegend enttäuscht von der Regierungsarbeit. Im Dezember waren es 72 Prozent.

Den Höhenflug der Grünen bewerten die Eliten skeptisch. 93 Prozent führen die derzeit starken Umfragewerte der Ökopartei auf deren Oppositionsrolle zurück, 80 Prozent sagen, das liege auch an der Unzufriedenheit mit anderen Parteien. "Die Grünen werden nicht auf dem Weg zur Volkspartei gesehen", sagte Köcher.

Bei Stuttgart 21 sind die meisten Führungskräfte auf der Seite der Befürworter: 64 Prozent halten das Bahnprojekt für sinnvoll, 85 Prozent erwarten eine Realisierung. Drei von vier Befragten werten die Proteste gegen den unterirdischen Bahnhof als Anzeichen, dass große Projekte künftig schwerer durchsetzbar sein dürften.