Bonn. Ein Vertreter der in Deutschland lebenden Imame hat sich besorgt über die Radikalisierung der Muslime in Deutschland geäußert. Bei einem treffen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Erol Pürlü, die Muslime in Deutschland seien über die jüngsten gewaltsamen Übergriffe auf Moscheen ebenso besorgt wie darüber, dass die Mehrheit der Bevölkerung den Islam offenbar als "problematisch" ansehe. Den in Deutschland tätigen islamischen Organisationen sei deshalb sehr daran gelegen, das Bild des Islam zu verbessern, so Pürlü.

De Maizière kam erstmals zu einem informellen Meinungsaustausch mit 16 Imamen verschiedenster islamischer Organisationen zusammen. Er warb bei dem Treffen für mehr gemeinsame Anstrengungen zur Integration der Muslime im Land. "Imame tragen eine große Verantwortung für gelingende Integration", sagte der Minister gestern in Bonn. Sie seien "Brückenbauer" zwischen den Moscheen und der Öffentlichkeit. Der Bundesinnenminister sprach sich dafür aus, in Deutschland tätige Imame langfristig auch ausschließlich im Inland auszubilden. Bis dahin komme der Fortbildung eine große Bedeutung zu.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Bedrohungen durch islamistische Extremisten warnte De Maizière vor "Islamophobie" und rief zu einem besseren Miteinander zwischen Bundesbürgern und Muslimen auf. Die friedlich in Deutschland lebenden Muslime hätten nichts mit jenen zu tun, die sich für ihre terroristischen Taten auf den Islam beriefen. Scharf verurteilte De Maizière die in jüngster Zeit verübten Brandanschläge auf Moscheen. Jedoch dürfe nicht verschwiegen werden, dass es auch unter den in Deutschland lebenden Muslimen eine Radikalisierung und auch die Bereitschaft gebe, sich gewaltbereiten Gruppierungen anzuschließen, so der Minister.