Heute Veröffentlichung der PISA-Studie. Integrationsbeauftragte nimmt Bundesländer in die Pflicht

Berlin. Noch vor Veröffentlichung der PISA-Studie startet der Bund ein weiteres Programm zur Leseförderung. Mit der Aktion "Lesestart" sollen Kinder aus sozialen Brennpunkten bereits vor der Einschulung an Bücher herangeführt werden und zum Selberlesen ermuntert werden, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gestern. Der Bund unterstützt das Programm mit 26 Millionen Euro.

Zugleich regt sich weiter Unmut über die geringen Fortschritte Deutschlands bei dem internationalen Bildungsvergleich. Linke und Grüne beklagten gestern, an den mangelnden Bildungschancen für sozial schwache Kinder habe sich kaum etwas getan. Schavan hielt dagegen, Deutschland habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Es gebe aber noch viel zu tun. Weiterhin unbefriedigend sollen die Ergebnisse von Schülern aus Migrantenfamilien sein.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), sprach angesichts dieser ersten Meldungen zur PISA-Studie von einem "Weckruf für die Bundesländer". Im Hamburger Abendblatt forderte Böhmer die Länder auf, eine nationale Bildungsoffensive für junge Migranten umzusetzen. "Die Förderung junger Migranten muss deutlich verstärkt werden", sagte Böhmer. Bildungserfolg und die Chance auf den sozialen Aufstieg dürften in Deutschland nicht weiter von der Herkunft abhängig sein. Die Integrationsbeauftragte betonte: "Die Länder sind nun gefordert, mit Hochdruck eine nationale Bildungsoffensive für junge Migranten umzusetzen. Schulen mit einem hohen Migrantenanteil benötigten mehr Lehrer, mehr Schulsozialarbeiter sowie mehr Zeit - also mehr Ganztagsschulen." Zudem müsse die Elternarbeit verstärkt werden. Im Nationalen Integrationsplan hätten die Länder zugesagt, solche Schulen intensiver zu unterstützen, mahnte die CDU-Politikerin. "Diese Zusage darf kein bloßes Lippenbekenntnis sein. Die Länder müssen Tempo und Intensität ihrer Maßnahmen deutlich erhöhen." Böhmer sagte weiter: "Junge Migranten dürfen nicht die Verlierer von PISA sein."

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sagte Bild.de: "Der relativ hohe Migranten-Anteil an unseren Schulen ist mitverantwortlich für das schlechte Ergebnis der Deutschen bei der PISA-Studie." Grund dafür sei eine gescheiterte Integrationspolitik. Mehr als 20 Jahre lang sei versäumt worden, Sprachkenntnisse bei Einwanderern systematisch zu verbessern.

Lesen und Textverständnis ist der Schwerpunkt des neuen weltweiten Schulleistungstests, der heute in Berlin vorgestellt wird. Berichten zufolge stagnieren die Leseleistungen bei deutschen Schülern. Die Punktzuwächse in den vergangenen drei Jahren befänden sich "im statistisch kaum relevanten Bereich", berichtete die "Financial Times Deutschland".