Nach neuen Datenlecks greift Verbraucherministerin Ilse Aigner das US-Unternehmen an. Facebook steht seit Monaten in der Kritik.

Berlin. Nach Bekanntwerden neuer Datenlecks beim Online-Netzwerk "Facebook" hat Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) dem US-Unternehmen vorgeworfen, die Privatsphäre seiner Mitglieder nicht ernst zu nehmen. "Datenschutz ist bei Facebook nicht mehr als ein Lippenbekenntnis", kritisierte Aigner im Abendblatt. Das Unternehmen habe immer betont, dass keine Mitgliederdaten an andere Unternehmen weitergegeben werden, so die Ministerin. "Die jüngste Sicherheitslücke zeigt, dass diese Zusagen nichts wert sind. Facebook verstößt nicht nur gegen geltendes Recht, sondern auch gegen die eigenen Ankündigungen", sagte die Verbraucherministerin weiter.

Vertreter von Facebook hatten zuletzt gegenüber dem Verbraucherministerium mehrfach versichert, dass keine Daten verkauft würden und keine Weitergabe von Daten der Mitglieder an Werbekunden stattfinde. Facebooks Chief Operating Officer (COO) Sheryl Sandberg hatte Anfang Juli in einem öffentlichen Blogeintrag, der dem Ministerium von Facebook zugeleitet wurde, geschrieben: "Wir geben nie persönliche Daten an Werbekunden weiter. Wir verkaufen keine persönliche Informationen an irgendjemanden."

Nach Einschätzung Aigners handelt es sich bei den Nutzer-Informationen, die durch das jüngste Datenleck öffentlich wurden, um personenbezogene Daten. Aigner begrüßte es, dass sich der zuständige Datenschutzbeauftragte von Hamburg, Johannes Caspar, in den Fall eingeschaltet hat.

Facebook betätigte inzwischen, dass eine Reihe so genannter Anwendungen unerlaubt Nutzerdaten auswählt und diese an Werbefirmen oder Datenhändler weitergibt. Bei den weitergegebenen Daten handelt es sich um die Nutzer-Kennnummer von Anwendern, wie Facebook mitteilte. Einem Bericht der Internet-Ausgabe der US-Zeitung "Wall Street Journal" vom Sonntag zufolge gibt jede der zehn beliebtesten Facebook-Anwendungen Nutzerdaten an externe Firmen weiter.

Demnach lesen die Anwendungen nicht nur die Nutzerkennungen einzelner Nutzer selbst, sondern teils auch von deren Freunden aus. Facebook kündigte an, die Weitergabe der Nutzer-Kennnummer "dramatisch eingrenzen" zu wollen. Das Unternehmen stand in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik von Datenschützern. Erst am Wochenende hatte die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" über die Möglichkeit berichtet, E-Mail-Kontakte von Menschen herauszufinden, die bei dem Online-Netzwerk gar nicht angemeldet sind.