Bundespräsident Christian Wulff und seine Tochter gedenken der NS-Opfer in Yad Vashem

Jerusalem. Er ging mit seiner Tochter über die Brücke, die aus der Sonne in dunkle Erinnerungen führt. Bundespräsident Christian Wulff (CDU) hat am Sonntag während seiner ersten Israel-Reise die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Sie gingen vorbei an den lachenden Gesichtern, den Filmkollagen über das jüdische Leben in Europa, das die Nazis zerstört haben. Während seines Besuchs hörte man den Präsidenten nicht reden. Besucher verstummen oft hier. Seine Tochter, die 17-jährige Annalena, betrachtete das Foto eines Soldaten, der mit dem Gewehr auf den Kopf einer Frau zielt, die ihr Kind umarmt. "Unvorstellbar, dass so etwas möglich ist", sagte sie. Sie gingen bis zur Halle der Erinnerungen, wo sich Fotos der Opfer in einem Zylinder an der Decke zu drehen scheinen, als würden ihre Seelen in den Himmel fliegen.

Wulff sagte, er wolle gemeinsam mit seiner Tochter dafür werben, die Lehren der Geschichte weiterzugeben. Er schrieb ins Gästebuch: "Die unfassbaren Verbrechen der Schoah sind für Deutschland und die Deutschen dauernde Verpflichtung, für das Existenzrecht Israels einzutreten." Draußen traf er auf Israels Präsidenten Schimon Peres und legte einen Kranz in der Erinnerungshalle nieder. Zum Gedenken an sechs Millionen ermordete Juden.

Wulff ist der erste nach dem Zweiten Weltkrieg geborene deutsche Präsident, der nach Israel reist. Als die beiden Männer dort standen, einer mit weißem Haar und wissendem Blick, der andere mit smartem Lächeln, aber untergebenem Nicken, da wurde sichtbar: Peres könnte Wulffs Vater sein. "Er ist ein sehr junger Präsident", sagte Peres, "aber ein alter Freund Israels."

Mit Blick auf den Konflikt mit dem Iran sagte Wulff, man müsse "weitere Sanktionen" prüfen. "Deutschland steht an der Seite Israels." Er wiederholte die Forderung nach einer Zwei-Staaten-Lösung mit den Palästinensern. Auch Israels Präsident Peres stützt diese Idee. Allerdings herrscht ein Disput über die Siedlungspolitik des Außenministers Avigdor Lieberman. Dieser sagt, neue Siedlungen seien "kein Hindernis für den Frieden". Lieberman ist im gleichen Alter wie Wulff. Manchmal verstehen sich unterschiedliche Generationen doch besser.