Konrad Freiberg war zehn Jahre Chef der Gewerkschaft der Polizei

Hamburg/Berlin. Als er die Leitung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) übernahm, sagte Konrad Freiberg, dass er beseelt sei von dieser Aufgabe. Das war vor zehn Jahren. Gestern verabschiedete sich Freiberg beim Bundeskongress der GdP in Berlin in den Ruhestand. Seele hat der 59-Jährige seinem Amt eingehaucht. Freiberg wurde mit seinen zahllosen Auftritten in den Medien so etwas wie der bekannteste Polizist in Deutschland.

Als Bundeschef seiner Gewerkschaft vertrat er eben nicht nur die Interessen seiner Mitglieder, sondern war ein gefragter Experte, wenn es um Jugendkriminalität, Terrorgefahr, Hooliganismus oder Gewalt gegen Polizisten ging. Die massive Medienpräsenz aber war kein Selbstzweck. Ein hoher Bekanntheitsgrad kann bei der Durchsetzung von Forderungen durchaus hilfreich sein. Als GdP-Chef war Freiberg auch Chef-Lobbyist. Umso mehr kritisierte der Hamburger Kriminalhauptkommissar, dass in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Polizisten in Deutschland um 10 000 gesunken sei.

Dass "Konny" Freiberg 1968 zur Polizei kam, war fast ein Zufall. Weil eine unerreichbare Schulschönheit sich dort beworben hatte, tat er das auch. Er wurde genommen, sie nicht. Und dann eckte er an als langhaariger, von Willy Brandt überzeugter Sozialdemokrat, der in einem Polizeiapparat landete, der damals noch militärisch organisiert war. Später avancierte der Kripo-Mann zum Korruptions- und Mafia-Experten. Seine Forderung nach härteren Maßnahmen gegen Rechtsradikale brachte ihm eine Morddrohung ein. Und noch vor wenigen Wochen beschädigten Unbekannte seinen Wagen mit Farbe.

Bereits Ende der 70er-Jahre begann Freibergs gewerkschaftliches Engagement. Damals noch in Hamburg, seit 1986 auch auf Bundesebene. 100 000 Kilometer im Auto hat er als Vorsitzender von 170 000 Mitgliedern jährlich zurückgelegt und 250 Nächte im Hotel verbracht. Konrad Freiberg, der spät geheiratet hat, wollte aufhören, mehr Zeit für das Privatleben haben.

Gestern verabschiedeten ihn die 250 Delegierten des Bundeskongresses mit viel Applaus. Mit 96 Prozent der Stimmen wurde der niedersächsische Polizeihauptkommissar Bernhard Witthaut zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Er war der einzige Kandidat. Witthaut war bislang einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Der Gewerkschafter hat sich wie berichtet für vorbereitende Maßnahmen für den Fall eines Anschlags ausgesprochen. "Hier haben wir ein Defizit", sagte er dem Abendblatt.