Der Pakistaner soll die Terrorteams für Deutschland führen

Hamburg. Das Lebensprofil dieses Mannes wirkt, als habe es ein Terrorexperte zu Lehrzwecken erfunden: Ein radikaler Islamist mit Universitätsstudium, ausgebildet in der härtesten Eliteeinheit des pakistanischen Militärs, vertraut mit Geheimdiensttechniken, geübt im Bombenbau, kriegserfahren, gewalttätig und absolut skrupellos.

Doch dieser Mann existiert - und er soll Anwerber und Führer jener Terrorteams sein, die angeblich Anschläge auf Bahnhöfe oder Weihnachtsmärkte in Deutschland planen. Der 1964 im pakistanischen Teil Kaschmirs geborene Mohammed Ilyas Kashmiri gilt als einer der gefährlichsten Männer der Welt und als Kommandeur der mörderischen Al-Qaida-Splittergruppe Lashkar al-Zil, der "Schattenarmee".

Kashmiri war Berichten nach Mitglied des Elitekommandos "Special Service Group" (SSG), der berüchtigten "Schwarzen Störche", die in Afghanistan an der Seite der radikalislamischen Mudschaheddin gegen die Sowjets und in Kaschmir gegen die indische Armee kämpften. Er hat dies abgestritten, doch sicher ist, dass er im Auftrag der pakistanischen Armee Mudschaheddin in Afghanistan im Minenlegen unterrichtete und Kommandeur einer radikalislamischen Miliz namens Brigade 313 war. Aus der SSG ist auch der frühere pakistanische Staatspräsident Pervez Musharraf hervorgegangen. Als Armeechef soll er Kashmiri persönlich eine Geldprämie für den abgeschlagenen Kopf eines indischen Offiziers gezahlt haben. 2003 wandte Kashmiri sich jedoch gegen Musharraf, der inzwischen zähneknirschend mit den USA im Anti-Terror-Kampf paktierte, wurde wegen eines geplantes Attentats auf Musharraf eingesperrt und schwer gefoltert.

Kashmiri, der auf dem Schlachtfeld in Afghanistan ein Auge und einen Zeigefinger verlor, war offenbar der Führungsoffizier des Amerikaners pakistanischer Abstammung David Headley, des Drahtziehers der Anschläge vom November 2008 im indischen Mumbai mit 174 Toten und 329 Verletzten. Dieser Massenmord, ausgeführt von Kämpfern des pakistanischen Al-Qaida-Alliierten Lashkar-i-Taiba, könnte Vorbild für Terroranschläge in Deutschland sein. Und Mohammed Ilyas Kashmiri steckt offenbar auch hinter dem Anschlag auf das Szenelokal German Bakery im Februar im indischen Punze mit neun Toten und 60 Verletzten. Im Stammesgebiet Waziristan, in dem die Staatsmacht nicht viel zu sagen hat, rekrutiert Kashmiri neue Attentäter und sorgt für ihre Ausbildung. Auch rund 70 Deutsche haben das Training in diesen Lagern absolviert.

Im September 2009 hatten die USA den Tod Kashmiris gemeldet, nachdem sein Unterschlupf im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet von einer Kampfdrohne zerstört worden war. Doch der Top-Terrorist mit der goldfarbenen Sonnenbrille überlebte - unbestätigten Berichten nach hatte er sich gerade zum Urinieren nach draußen begeben, als die Rakete einschlug.